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Titel: Am Abgrund II Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Auf der Suche nach der Mutter Frederics erreichen Andrej Delany und sein junger Schützling die heruntergekommene Hafenstadt Constanta, wo sie sich vom Wirt der Kaschemme „Einäugiger Bär“ Hinweise auf den Verbleib der Gefangenen erhoffen.
Doch die Inquisition ist ebenfalls schon vor Ort, sodass der Schwertkämpfer und sein Protegé Obacht walten lassen müssen, um nicht den Schergen der Kirche, darunter auch der unsterbliche Malthus, in die Hände Hände zu fallen; und das, obgleich es in der Stadt von Verrätern wimmelt und der junge Frederic dennoch sein Verlangen nach Blutrache an denen, die ihm seine Familie nahmen, nicht zügeln kann.
In diesem Chaos aus Menschen und Gefühlen macht sich eine junge Frau – Maria – an Andrej ran, nicht ahnend, dass der charismatische Mann vom ihrem Bruder Domenicus, dem obersten Inquisitor gejagt wird; Delany wiederum erfährt erst von Marias familiärer Bindung, als sie von den Truppen ihres Bruders gestellt werden. Die Begegnung endet zwar in einer blutigen Tragödie, aber Frederic und Andrej können zunächst fliehen, werden jedoch anschließend verraten, sodass sie erst in den Fängen eines orientalischen Sklavenhändlers landen und dann in denen Malthus'. Der ungleich ältere Unsterbliche enthüllt Delany einige Geheimnisse ihrer Natur, bevor er ihn zu einem Kampf auf Leben und Tod fordert, einen Kampf, den der jüngere Andrej trotz seiner überragenden Schwertmeisterschaft verlieren muss.
War der erste Teil des Zweiteilers „Am Abgrund“ handlungsseitig dünn wie eine zu einem Fladen ausgewalzte Oblate und vermochte zu keinem Zeitpunkt den Leser zu fesseln, so nimmt nun die Story gewaltig an Fahrt auf. Zwar ist sie noch immer keine Ausbund an Originalität und wirkt in Teilen beängstigend klischeehaft, aber die Dynamik, die Wendungen sowie zahlreiche potenziell interessante Figuren sorgen für eine gefälligen Lesefluss und zuweilen sogar für Spannung, auch wenn man schlussendlich nicht an der Erkenntnis vorbeikommt, dass man auch nach diesem Band noch ganz am Anfang einer langen, langen Geschichte steht, die darauf wartet, erzählt zu werden.
Das Artwork hinterlässt – wie schon zuvor - einen zwiespältigen Eindruck: die Hintergründe der Bilder, die (Innen)Architektur, das Ambiente sind gleichermaßen stimmungsvoll wie stimmig. Die malerischen, in düsteren Farben gehaltenen Motive sind texturreich und realistisch, bieten dem Auge viel Sehenswertes; das Problem sind auch diesmal die flächig kolorierten Figuren, die wie Fremdkörper vor den Hintergründen agieren, wobei die Diskrepanz zwischen visuell reichem Hintergrund und flacher Figur auf Grund der generellen kolorativen Düsternis unterm Strich etwas weniger störend wirkt als noch im ersten Album.
Eine umfangreiche Galerie ganzseitiger Bilder, in denen zahlreiche internationale Künstler ihre Interpretation von Andrej Delany zum Besten geben, rundet dieses exzellent editierte Album ab.
Fazit:
Das düstere, atmosphärisch stimmige Artwork sowie die actionreiche, gefällige Story machen trotz kleinerer Schwächen in Details das Album zu einer Empfehlung insbesondere für „Sword & Sorcery“-Fans, während Vampir-Jünger noch nicht voll auf ihre Blutkosten kommen.