Reihe: Batman Sonderband 36 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Titel dieses Batman Sonderbandes "Der schwarze Spiegel" ist wörtlich gemeint. Dick Grayson sieht in den Spiegel und erkennt tiefste Finsternis und abgründige Dunkelheit - der Preis für ein Leben als Batman. Der Kampf gegen das Verbrechen ist eng gepaart mit Leid und Trauer, die man selbst erleiden und erdulden muss.
Ein Großteil des Bandes dreht sich eben um diese Erkenntnis Graysons. Seit er die Rolle des schwarzen Ritters in Gotham City übernommen hat, versucht er, "seinem" Batman auch seinen eigenen Stil aufzuprägen. Jedoch muss er lernen, das Stil nicht das ist, was auf der Strasse notwendig ist. Noch mehr muss Batman durch die Abgründe menschlicher Zivilisation waten und versuchen zu retten, was zu retten ist. Und das fordert einen hohen Preis, vor allem seelisch.
Auch Gordon muss sich stellen - einem dunklen Fleck in seiner Vergangenheit. Sein Sohn James jr ist seit einigen Wochen nach Gotham zurückgekehrt. Vor einigen Jahren tauchte er unter, unter dem dringenden Verdacht, mehrere Morde begangen zu haben. Gordon ist misstrauisch, als sich James mit ihm in einem Cafe trifft, er sieht überall hinweise auf Verbrechen und Bluttaten seines Sohnes. Spielt ihm hier seine überreizte Wahrnehmung einen Streich, oder ist James wirklich so unschuldig, wie er behauptet? In dieser Geschichte geht es weniger um die Wahrheit hinter James Aussagen, mehr um den Kampf Gordons, durch den Dschungel an erlebtem Grauen noch so etwas wie Vertrauen und Glauben zu finden.
Wer Action sucht, ist bei diesem Band ziemlich falsch. Zwar finden sich einige Sequenzen, in der der Bär tobt, jedoch liegt der Hauptreiz dieses Bandes auf die Betrachtung der inneren Werte. Welche Konsequenzen hat die Rolle des Batman für den einstigen Zirkussohn Dick Grayson? Verändert ihn die Rolle, wird er zu einem anderen - mehr als zu der Zeit, als er noch als Robin an der Seite von Bruce Wayne kämpfte? Welche Lehren kann Grayson daraus ziehen - oder ist er noch gar nicht soweit, um dies zu bewerkstelligen? Ebenso Gordon - tief getroffen hat ihn die Rückkehr seines Sohnes, das fragile Gerüst seiner Psyche droht zu zerbrechen zwischen der Liebe eines Vaters zu seinem Sohn und dem Hass eines Polizisten auf einen grausamen Mörder. Doch welcher Teil ist wahr?
Scott Synder legt hier zwei Geschichten vor, die alles ausmachen, was eine Batman-Story enthalten muss: große Tiefe, exzellente Charakterisierungen, spannender Handlungsbogen. Ergänzt mit den beeindruckenden Zeichnungen von Jock, stellt "Der schwarze Spiegel" ein Glanzstück innerhalb des Batman-Universums dar - für all diejenigen, die den dunklen, introvertierten Batman-Stil mögen und lieben. Die Reflektierung Graysons mit seiner neuen Rolle als Batman ist meisterhaft gelungen und lässt Wayne kaum vermissen. Dies ist Batman, etwas anders, aber Batman. Sagenhaft!