Reihe: Shadowrun (Anthologie) Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Chummer GmbH - Joachim Nettelbeck
Die Chummer GmbH ist eine Gesellschaft, die ausgestiegene Schattenläufer aufnimmt und ihnen nicht nur eine neue Identität gibt, sondern auch Arbeit und Lohn. An einem schönen Sonntag arbeitet Keitel in seinem hauseigenen Datennetz. Ohne Vorwarnung sieht er, wie ein fremder Decker in sein Datennetz einbricht. Es kommt ihm zwar zuerst ein wenig seltsam vor, seine Ermittlungen führen nicht weiter. Wenig später geschehen in diesem Zusammenhang die ersten Morde, und von da an geht es rund.
Diese Shadowrun-Kurzgeschichte befindet sich leider am Ende des Buches und ist die einzige deutsche Geschichte. Nichtsdestotrotz ist es gerade der Schauplatz Deutschland, der diese so interessant gestaltet. Ob es nun Städtenamen wie München oder Firmennamen wie Saeder Krupp, Siemens und andere mehr sind, der Aha-Effekt ist immer wieder da. Hinzu kommt eine wirklich gute, verzwickte, spannende Geschichte. Einfach gut.
Sechs Kurzgeschichten von Michael A. Stackpole
Wer den ersten Shadowrun-Band mit Kurzgeschichten des Heyne Verlages kennt (Der Weg in die Schatten, Heyne TB 4844), kennt auch Michael Stackpole mit seinem Protagonisten Wolfgang Kies. Die sechs Kurzgeschichten sind einzeln lesbar, wenngleich sie aufeinander aufbauen.
Squeeze Play
Der Verbrecher La Plante, ein Hauptdarsteller, der sich durch alle Kurzgeschichten zieht, hält eine Elfin gefangen, und Dr. Raven, Auftraggeber von Wolfgang Kies, möchte sie befreien. Das geht am einfachsten über einen Austausch. Elfin gegen Datendiskette. Die Übergabe läuft nicht ganz so ab, wie es hätte sein sollen, und Wolfgang Kies macht seinem Namen alle Ehre. Er verwandelt sich in einen Werwolf.
Quicksilver Sayonara
Ein Run gegen La Plante, der Besuch von weit über dem Meer bekam. Ein islamischer Magier, der im Prinzip die Elfin aus der ersten Geschichte wollte, sich jedoch auch mit einer anderen Frau zufrieden gegeben hätte. Wenn nicht plötzlich Wolfgang Kies, dessen Kollege Kid Stealth und ein Dutzend weiterer Leute den Run gestartet hätten. Der Angriff wird fast zum Desaster, als der Magier eine Sphinx entstehen lässt. Doch zum Glück erscheint Dr. Raven, und Kid Stealth fackelt auch nicht lange.
Digitale Gnade
Wolf wird von ein paar Kindern überrumpelt, was ihm sehr peinlich ist. Die Kinder wollen jedoch nichts von ihm, sie wollen, dass Dr. Raven einen Fernsehprediger umbringt. Der Prediger hat plötzlich seine soziale Ader entdeckt und will nicht nur das Haus, in dem die Kinder leben, sondern auch noch die Kinder adoptieren. Die Kinder wollen weder das eine noch das andere. Schließlich macht sich Wolf auf den Weg und findet Unregelmäßigkeiten. Auf der einen Seiten einen um Spenden bettelnden Priester, auf der anderen Seite denselben Mann im Luxus lebend. Das macht Wolf und Dr. Raven stutzig, und bald kommen sie einer bösen Sache auf die Spur.
Der Quotenspieler
In dieser Kurzgeschichte geht es um einen Konzern, der eine angeheuerte Gang fallen gelassen hat und nun versucht, diese Gang nach und nach zu eliminieren. Der Elfenanteil in diesem Stadtteil ist angeblich zu hoch. Wolf lässt sich in den Konzern einschleusen und regelt die Sache auf eine ganz und gar unkonventionelle Art und Weise.
Der Wolf in mir
Plötzlich sind alle hinter Wolf her. Eine Rechnung zu viel ist offen, und die soll nun beglichen werden. Nicht nur er ist in Gefahr. Seine Freundin Lyn, die ihn irgendwo im Hintergrund immer begleitet, ist ebenfalls in Gefahr. Als er dabei fast stirbt, gibt er seine Pläne, Lyn zu heiraten, auf. Ziemlich melodramatisch.
Titelbild von Jeff Laubenstein
Wer die Bilder von Jack Kirby kennt, der die Scheibenweltromane von Terry Pratchett zeichnet, wird an diesem Titelbild seinen Spaß haben.
Illustrationen von Ralf Paul
So stelle ich mir Illustrationen zu Shadowrun vor. Hart, gewaltig, bewegt. Die zum Teil ungewöhnlichen Perspektiven der Illustrationen sind sehr reizvoll. Der harte Kontrast zwischen Licht und Schatten tut ein Übriges, um eine gute Stimmung zu erzeugen.
Der Griff zu diesem Buch ist nie ein Fehlgriff. Neben einer atmosphärisch dichten Beschreibung der Situation, einer spannenden Erzählung gibt es handfeste Charaktere, die bis in die Kleinigkeiten ausgefeilt sind. So fehlt auch nicht einmal die Beschreibung, wie sich jemand vor Angst in die Hose pinkelt. Gewalt wird hier nicht verherrlicht, sondern als notwendiges Übel dargestellt. Kies versucht immer, ohne Gewalt auszukommen; wenn er muss, kann er aber sehr gewalttätig werden. Die 'schnoddrigen' Dialoge lockern die Erzählung etwas auf und machen sie noch ein wenig lesenswerter.