Titel: Das Dorf der Verdammten |
Versucht sich John Carpenter an klassischen Vorlagen der Science Fiction, so landet er eher stets damit einen Flop. Das ist schade, denn eigentlich ist seine Version von "Das Ding" näher an der literarischen Vorlage als der Klassiker von 1955. So erging es leider auch Carpenters Film "The Village of the Damned", der ein Remake des gleichnamigen SF-Klassikers aus dem Jahre 1960 ist. Beide wiederum sind Verfilmungen des Romans "The Midwich Cucoos" (Kuckuckskinder) des Schriftstellers John Wyndham, aus dessen Feder auch "The Day of the Triffids" (Die Triffids) stammte, einer der wohl bekanntesten SF-Romane überhaupt.
Die Handlung des Films ist wie folgt: In der amerikanischen Kleinstadt Midwich verläuft das Leben friedlich. Eines Tages jedoch werden plötzlich alle Bewohner des Küstenortes bewusstlos. Nach zehn Stunden kommen die Bewohner wieder zu sich, doch scheint nichts mehr so wie zuvor. Denn zehn Frauen wurden auf unerklärliche Weise schwanger. Doch erst nachdem die Kinder geboren sind, kommt in den Bewohnern tatsächliche Angst auf. Die Kinder sind sonderbar anders und scheinen wie ein Organismus zu agieren. Sie kennen keine moralischen Werte, fühlen weder Mitgefühl noch Liebe. Der Arzt Alan Chaffee versucht hinter das Geheimnis dieser Kinder zu kommen. Schließlich ist es klar: Die zehn Frauen wurden von Außerirdischen befruchtet, deren Kinder nun versuchen, den Planeten zu besiedeln ...
Wyndhams Werk lässt sich in genau zwei Teile spalten: in Romane, die er kurz vor dem Zweiten Weltkrieg schrieb, und in Romane, welche er ab Mitte der 50er Jahre veröffentlichte. Während die frühen Werke eher schlecht geschriebene, dennoch unterhaltsame SF-Abenteuer waren, zählen die Romane ab den 50er Jahren zu den am besten geschriebenen SF-Stories. Dabei beschäftigten ihn vor allem ethische und evolutionstheoretische Themen. Stets geht es um eine heimliche Invasion außerirdischer Wesen, welche emotionslos versuchen, sich auf der Erde einen neuen Lebensraum zu schaffen, was natürlich nichts Gutes für die eigentlichen Bewohner dieses Planeten bedeutet.
In dem Roman "Kuckuckskinder" bzw. dem Film "Dorf der Verdammten" ist die Strategie der Aliens äußerst heimtückisch. Ähnlich wie ein Kuckuck, der seine Eier in fremde Nester legt, damit diese ausgebrütet werden, senden die Außerirdischen Samen durch die Galaxis, durch welche die Bewohner anderer Planeten befruchtet werden und dadurch deren Kinder austragen. Der Instinkt der Arterhaltung ist bereits bei den Kindern extrem ausgebildet, so dass sie alles beseitigen, was ihnen Schaden zufügen könnte. Die Menschen müssen sich dagegen wehren, denn auch sie wollen ja ihre eigene Art erhalten. Dadurch kommt es zu einem moralischen Konflikt, welcher im Film nur am Rande eine Rolle spielt, im Roman aber sehr lange und spannend ausdiskutiert wird: Darf man eine andere Art vernichten, wenn diese versucht, die eigene Art zu zerstören? Dürfen bzw. können rational denkende Wesen überhaupt so handeln? Wenn ja, was für Konsequenzen ergeben sich daraus für die Menschheit?
Trotzdem diese philosophischen Aspekte in der Verfilmung von John Carpenter eher Nebensache bleiben, ist der Film jedoch sehr nahe am Roman. Die Fremdheit bzw. Andersartigkeit der Kinder ist sehr gut dargestellt: Alle haben silbriges Haar und tragen graue, streng wirkende Kleidung. Werden sie böse, bekommen ihre Augen eine goldene Farbe. Alles spielt sich in dem abgeschiedenen Städtchen Midwich ab, das als eine friedliche Kleinstadt mit hellen Fassaden präsentiert wird. Dadurch kommt das Unheimliche und Bedrohliche noch stärker in Erscheinung. Auch wenn dieser Film nicht unbedingt in das übrige Werk von John Carpenter passt, so liefert er hier dennoch eine gute Abendunterhaltung.