Titel: Das Geheimnis der Magischen Ohren Eine Besprechung / Rezension von Sandra / Buechernische |
Ein freundliches Mädchengesicht und eine neugierige Ratte blickten mir auf dem Cover meiner - persönlich ersten - zweisprachigen Lektüre aus dem Rowohlt Verlag entgegen: Tina Zangs »Das Geheimnis der magischen Ohren« begleitete mich in den letzten Tagen auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise, welche im Süden Neuseelands vor einer dementsprechend fabelhaft schönen Kulisse spielt.
Ein geheimnisvoller Seidenvorhang
Eine weite Reise liegt hinter Mica und ihren Eltern, denn die Familie ist von der Hafenstadt Hamburg in den Süden Neuseelands, nach Dunedin gezogen. Es ist eine große Umstellung für sie, denn die Amtssprache ist Englisch und in der Schule heißt es ab sofort: Schuluniform tragen. Gar nicht so einfach, sich in dem Land, in dem Tolkiens Herr der Ringe gedreht wurde, zurechtzufinden. Wer hätte gedacht, dass sie sich alsbald mitten in einem Abenteuer befinden würde! Eines Tages bietet Englischlehrer Mr. Charles Mica an, ihr privaten Nachhilfeunterricht zu geben. Bei ihrer ersten Unterrichtsstunde im Haus des Lehrers stellt das Mädchen erstaunt fest, dass sie in der Lage ist, Tiere sprechen zu hören. Der Papagei vor ihr im Käfig kann ja reimen! Mica kann ihren Ohren kaum trauen, sie scheint ein magisches Gehör zu haben. Offenbar lebte im selben Haus ein Herr namens Mr. Kovack, der noch mehr sprechende Tiere besaß. Mica macht sich auf die Suche nach der kleinen Ratte McMarty. Gemeinsam beschließt das neue ungewöhnliche Freundeduo, eine Detektei für gruselige, mysteriöse Fälle zu gründen. Schon wenig später klingelt das Telefon, der erste Klient erwartet die beiden jungen Nachwuchsdetektive!
Mystisches Abenteuer
Der positive Ersteindruck, welchen mir das liebevoll gestaltete Cover vermittelte, setzte sich auch zwischen den Buchdeckeln fort. Ich erwartete eine witzige, leicht zu lesende Abenteuergeschichte mit einer Prise Mystik und geschickt eingeflochtenen, englischsprachigen Passagen. Und ich wurde auf keiner der 160 Seiten enttäuscht. 160 Seiten? Das mag nach wenig klingen, doch der Plot hat ausreichend Platz, um sich zu entfalten und eine interessante Spannungskurve aufzubauen - und bis zum Ende zu halten. Es hat einen riesigen Spaß gemacht, gemeinsam mit Mica und der schlauen Ratte durch den geheimnisvollen, chinesischen Seidenvorhang zu treten. Auf der anderen Seite offenbarte sich eine zauberhafte, vollkommen unberührte Welt vor den Augen Micas und ihrer Klientin Eve, welche die beiden Freunde um Hilfe auf der Suche nach einem verschwundenen Jungen bat. Die Bewohner der magischen Welt Valanna kennen die Begriffe Krieg, Lügen oder Streit nicht; denn der Ort jenseits des Seidenschals ist ein gänzlich friedliches Universum, und so können dessen Bewohner das plötzliche Verschwinden eines ihrer jungen Bewohner weder verstehen noch erklären. Und genau an diesem Punkt kommen Mica und die Ratte Marty ins Spiel, um ihren ersten mysteriösen Fall zu lösen. All dies schreit förmlich nach einer Buchreihe, denn was liegt näher, als die beiden jungen ehrgeizigen Detektive noch weitere rätselhafte Fälle lösen zu lassen? Spannend fand ich in diesem Zusammenhang auch den Aspekt der Zeit, die auch eine große Rolle spielt. Welche, werde ich euch nun nicht verraten!
Traumhafte Kulisse
Um der Handlung den passenden Rahmen zu geben und natürlich auch einen Grund zu liefern, die Protagonisten Englisch sprechen zu lassen, siedelte die Autorin ihr Buch in Neuseeland an. Und da die Familie auch noch in das malerische Dunedin gezogen ist, drängten sich die malerischen Landschaftsbilder der Herr der Ringe – Filme von ganz allein vor mein geistiges Auge. Der Großteil der Geschichte spielt jedoch in der Welt Valanna. Vielleicht hätte die Autorin noch ein wenig mehr zu diesem faszinierenden Inselstaat im Pazifik schreiben können, um der Zielgruppe ein deutlicheres Bild zu zeichnen. Fünfzig Seiten zusätzlich hätten hier Wunder gewirkt für eine solch besondere Kulisse. So bleibt eben jener eingangs erwähnte Rahmen beliebig austauschbar. Das bleibt aber auch der einzige größere Kritikpunkt, den ich in diesem Buch entdecken konnte.
Spannend Englisch lernen!
Dennoch, sobald man erst einmal in die mystische Anderswelt entführt wurde, macht es einfach unglaublichen Spaß, dem Geschehen Seite für Seite zu folgen. Doch zuvor wird man mit einfach gehaltenen, englischen Dialogen konfrontiert. Vor allem auf den ersten Seiten bemüht sich die Autorin, den Inhalt dieser englischen Textpassagen in den Gedankengängen der Protagonistin in deutscher Sprache wieder zu geben. Diese erklärenden, unauffällig in die Handlung einfließenden "Übersetzungen" finden sich im Laufe der Handlung immer seltener und so muss sich der junge Leser selbstständig mit dem Verständnis der fremdsprachigen Dialoge auseinandersetzen. Auf diese Weise erhält man eine stetig ansteigende Lernkurve, welche aber zu keinem Zeitpunkt überfordert und die natürliche Neugierde eines Kindes dazu verwendet, einen Mittelweg zwischen Lernen und Spaß zu erschaffen. Ein gewisser Grundwortschatz wird aber natürlich schon vorausgesetzt, um alles verstehen zu können.
Mica bietet viel Identifikationspotential für die junge Leserschaft, denn sie ist ein quirliges, cleveres und abenteuerlustiges Mädchen. Neugierig und mit offenen Augen erkundet sie die Welt um sich herum, handelt besonnen und reagiert logisch und bereits recht erwachsen auf ihre Umwelt. Und mal ehrlich - welches Kind wünscht sich nicht, mit seinem Haustier sprechen zu können? Einen kleinen Freund zu haben, mit dem man Abenteuer bestehen und Neues entdecken kann?
Tina Zang hat es geschafft, die Tür zu einem wirklich spannenden Universum aufzuschlagen. Ich hatte viel Spaß, diese Welt mit den Protagonisten gemeinsam zu erkunden und kann mir vorstellen, dass dieses Buch bei der Zielgruppe sehr gut ankommen wird. Das werde ich in den nächsten Tagen gleich einmal testen, dann bekommt meine 10jährige »Das Geheimnis der magischen Ohren« in die Hand gedrückt.
Mein Fazit: Eine gelungene, erfrischende Abenteuergeschichte rund um ein sympathisches junges Mädchen und einer sprechenden Ratte. So macht zweisprachig lesen Spaß und die Kids lernen auch noch nebenbei! Wir hoffen auch weitere rätselhafte Detektivfälle mit Mica und Marty! 4 von 5 Punkten für die magischen Ohren!