Reihe: Der Krieg der Propheten 3 Eine Besprechung / Rezension von Alexander Pechmann |
"Der tausendfältige Gedanke" ist der abschließende Band der epischen Fantasy-Trilogie "Der Krieg der Propheten" des kanadischen Philosophiedozenten Bakker. Die vorherigen Bände zeichneten sich bereits durch vielschichtige Charakter, einen komplexen Weltenentwurf und einen überraschenden Realismus aus. "Realismus" in einem Fantasy-Roman klingt eigentlich paradox, doch liegt die Stärke Bakkers gerade in der realistischen Darstellung von religiösem Fanatismus, Machtmissbrauch und zwischenmenschlicher Beziehungen. Bakker beschreibt einen "heiligen Krieg", einen blutigen Konflikt zwischen zwei Konfessionen und die Auswirkungen, die dieser Konflikt auf das Leben Einzelner hat. Damit leistet er schon wesentlich mehr als manch anderer Fantasyautor.
Die Handlung von "Der tausendfältige Gedanke" schließt nahtlos an Band 2 der Serie an: Die Armee des Kriegerpropheten hat die Heilige Stadt Shimeh erreicht. Achamians Loyalität zu seinem Schüler Kellhus beginnt zu wanken, während er an seiner Liebe zu Esmenet verzweifelt, die sich für Kellhus entschieden hat. Als die letzte Schlacht um Shimeh beginnt, wird allmählich klar, dass der Kriegerprophet persönliche Ziele verfolgt, die mit den von ihm gepredigten Idealen wenig zu tun haben ...
Das Ende des Romans läßt viele Fragen offen, aber auch dadurch hebt er sich wohltuend von dem üblichen Fantasy-Zwergen-Elfen-Drachen-Einheitsbrei ab. Es ist keine simple Heldengeschichte mit eindeutigen Zuordnungen von Gut und Böse, Gewinnern und Verlierern, sondern eine düstere Tragödie, die das Unheil, das Machthunger, Krieg und Fanatismus erzeugen, erschreckend und ungeschönt darstellt.
Kleine Anmerkung am Rande: der Roman umfasst nur 460 Seiten und wird durch ein 150 Seiten langes "enzyklopädisches Glossar" ergänzt - nett, aber nicht wirklich notwendig ...
Fazit: Lesenswerter Abschluss einer ungewöhnlichen Fantasy-Trilogie.