Titel: Die Krone von Lytar |
Lamar di Aggio, Abgesandter des Reiches und Mitglied des Ordens von Seral, reist nach Lytara, um etwas über die alten Geschichten und Legenden um die untergegangene Stadt Lytar und über die Krone von Lytar zu erfahren. Im Gasthaus trifft er auf einen alten Mann, der ihm die ganze Geschichte erzählt. Und nicht nur ihm: Die Gaststube füllt sich schnell mit den Einheimischen und alle lauschen den Worten des alten Mannes.
Vor Jahrhunderten wurde die Stadt Lytar, einstige Hauptstadt des alten Reiches, dem Erdboden gleichgemacht. Sie ging an ihrer eigenen magischen Macht zugrunde und es gab nur wenige Überlebende. Deren Nachkommen leben nun friedlich in Lytara, bis sie von der Vergangenheit eingeholt werden und ihr Dorf überfallen wird. Da erinnert man sich im Dorf an die letzte Prophezeiung und dass sich die Geschichte niemals wiederholen darf.
Der Ältestenrat des Dorfes schickt nun vier junge Leute aus, um nach der verlorenen Magie zu suchen, damit sie diese im Kampf gegen den übermächtigen Gegner einsetzen können.
Tarlon, Garret, die Halbelfin Elyra und der Zwerg Tarlon brechen auf, um den gefährlichen Auftrag auszuführen. Sie begeben sich in den verdorbenen Wald, wo sie auf unerwartete Hilfe treffen, kommen in die alte Stadt Lytar und erfahren dabei vieles von der alten Geschichte ihres Reiches und von der Grausamkeit ihrer Vorfahren.
Der Handlungsaufbau orientiert sich an der klassischen Quest. Die kleine Gruppe macht sich auf die Suche nach verloren gegangenen Dingen, um ihre Welt zu retten. Motive, die dem Leser alle nicht unbekannt sind. Dennoch zieht das Buch einen von der ersten Seite an in seinen Bann. Da ist zunächst die Welt, die der Autor erschaffen hat. Durch anschauliche Beschreibungen kann der Leser die Wege, die die kleine Gruppe geht, genau mitverfolgen und fühlt sich an die beschriebenen Orte versetzt. Bei allen Wesen, die in der Handlung erscheinen, hat man ein Bild vor Augen. Lediglich bei den vier Helden gelingt es deWitt nicht endgültig, ihnen die nötige Tiefe zu verleihen, damit der Leser sich mit ihnen identifizieren kann. Er charakterisiert sie ihrem Alter entsprechend, ohne dabei zu Übertreibungen zu neigen, doch es entsteht gerade bei Tarlon und Argor kein bleibendes Bild. Allzu oberflächlich kratzt er an den Zweifeln des Zwerges und lässt ihn diese nicht ausagieren. Von Tarlon bleiben am Ende außer seinem Mut ebenfalls nicht allzu viele Charakterzüge übrig. Lediglich Garret konnte mich mit seiner "großen Klappe" und seiner scheinbaren Unbedarftheit überzeugen. Für Elyra blieb die Rolle der Besinnlichen, die eine ruhige Überlegenheit an den Tag legt, und es wunderte daher nicht, dass sie am Ende ihre Bestimmung findet.
Irgendwie fielen mir diese "Mängel" aber erst nach dem Lesen des Buches auf. Während der Handlung konzentriert sich der Autor eben genau auf diese. Die Spannung, die er von Anfang an aufbaut und aufrechterhalten kann, lenkt von den Personen fast schon ab. Allerdings tauchen während der Handlung noch andere Personen auf, die auch ihren Anteil daran haben, dass die vier Helden ein wenig aus dem Mittelpunkt rücken. Da ist zum einen der geheimnisvolle Waldhüter Ariel, von dem man so viel mehr erfahren möchte, als der Autor preisgibt. Anhand dieser Figur wird aber wiederum ein gutes Stück der Welt offenbart, in der das Geschehen spielt. Diese Verknüpfungen sind es wohl, die den besonderen Reiz ausmachen. Man glaubt, eine Person vorgestellt zu bekommen, und lernt dabei die Geschichte einer ganzen Welt kennen.
DeWitt bedient sich einer sehr lockeren, flüssigen Sprache, die einen das Buch regelrecht verschlingen lässt. Ohne vom Wesentlichen abzuschweifen, bleibt er im Geschehen und präsentiert uns hier einen Roman der klassischen Fantasy, der endlich wieder einmal Lust auf mehr macht.
9 von 10 Punkte