Titel: Dungeon Lords |
Die bösen Lords haben es schon schwer: Da baut man sich einen wundervollen, geheimen Dungeon mit vielen Schätzen und dann kommen die bösen Abenteurer und wollen alles plündern. Dies gilt es selbstverständlich zu verhindern, und so stellt der sicherheitsbewusste Dungeon Lord den Helden Fallen und Monster entgegen, die diese nach Möglichkeit dauerhaft außer Gefecht setzen sollen.
Die amüsante und einfache Grundidee des Spiels wird recht komplex umgesetzt und man muss sehr vieles im Blick behalten. Die Ressourcen sind begrenzt und man muss abwägen, für welche der folgenden acht Möglichkeiten man jeweils seine drei Spielzüge nutzt:
- Gänge graben
- In den Gängen nach Gold suchen
- Einen Raum bauen
- Ruf verbessern
- Futter besorgen
- Falle installieren
- Monster anwerben
- Minnions anwerben.
Also der Reihe nach: Gänge braucht man, um dort eben nach Gold suchen zu können oder auch um Gänge in Räume umzuwandeln. Außerdem muss man den Helden ja auch was entgegensetzen. Futter braucht man für Monster, wenn man sie anwerben will, aber auch zweimal während des Spiels an zufällig gewählten Momenten, in denen man seine Bestien abfüttern muss. Fallen und Monster braucht man selbstverständlich, um die Eindringlinge aufzuhalten, und Minnions braucht man, um Gänge zu graben, dort nach Gold zu suchen oder auch die besonderen Eigenschaften der Räume zu nutzen. Gold ist insofern wichtig, als man es für verschiedene Zwecke immer wieder braucht, aber im Besonderen für den zweimaligen Besuch des Steuereintreibers, der je nach Dungeon-Größe Goldstücke verlangt, und wir alle wissen um die negativen Folgen des Nichtzahlens der Steuer.
Als wäre das Spiel jetzt noch nicht komplex genug, wählen alle Spieler zu Beginn einer Runde die Aktionen, die sie ausführen wollen. Jede der unterschiedlichen acht Aktionen kann in einer Runde nur höchstens drei Mal durchgeführt werden und es kann sein, dass ein Spieler überhaupt nicht zum Zuge kommt. Außerdem sind Kosten und Effekt, je nachdem ob man nun als Erster, Zweiter oder Dritter diese Aktion ausführt, unterschiedlich und es ist nicht immer sinnvoll, sich als Erster in der Reihenfolge zu finden. Das bringt ein großes Zufallselement mit ins Spiel hinein, das man in dem Maße eingrenzen kann, in dem man seine Mitspieler einschätzen kann. Deswegen ist es wichtig, dass die eigenen Absichten möglichst verborgen bleiben.
Nach der vierten und nochmals nach der achten Runde kommen die Helden zum Einsatz, die sich anschicken, den Dungeon von seinen Schätzen zu säubern. Nun zeigt es sich, ob der Dungeon Lord sauber gewirtschaftet und für diesen Moment vorgesorgt hat. Wiederum gibt es ein überraschendes Element, denn die Zauberer der Abenteuer-Truppe können Sprüche wirken, die alle Pläne über den Haufen werfen können. Es wäre also ratsam, den Zauberer zuerst auszuschalten. Doch es gibt außerdem Rouges, die Fallen entschärfen, und Kleriker, die Wunden heilen können. Beides ist ebenfalls extrem lästig.
Am Ende gewinnt der Spieler, der in einer recht komplizierten Schlusswertung am meisten Punkte machen konnte. Dabei zählt, wie gut man sich gegen die Feinde geschlagen hat, wie viele Ressourcen man noch übrig hat, aber auch, ob man seine Steuern immer pünktlich bezahlt hat.
Dungeon Lords ist ein sehr lustiges Spiel, vor allem für Rollenspieler, denn solche entdecken all die liebevollen Details, die Autor Vlaada Chvátil in das Spiel eingefügt hat. Ein Spiel dauert ca. 2 Stunden, doch für die erste Runde sollte man noch etwas mehr Zeit einrechnen. Dafür sind es jedoch zwei kurzweilige Stunden, und das ist eindeutig ein Spiel, bei dem der Weg das Ziel ist und nicht der Sieg als solches. Da dies ein sehr interaktives Spiel ist, wird es so schnell auch nicht langweilig. Vlaada Chvátil, der bereits mit Galaxy Trucker auf sich aufmerksam machen konnte, bietet erneut ein wirklich gelungenes Spiel mit opulenter Ausstattung und interessanten Spielmechanismen. Man merke: Auch Tschechen können Spiele erfinden - und was für welche.
10 von 10 Punkten.