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Titel: Flammenwüste
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches lässt den Betrachter auf eine Wüstenlandschaft blicken, in die ein riesiger schwarzer Drache bedrohlich auf drei Wanderer hinab blickt. Mich hat das Cover ziemlich neugierig gemacht, die Kombination von Wüste und Drachen ist schließlich nicht gerade üblich und verleitet damit im Nu dazu, einen Blick ins Buch zu werfen.
Heimlich träumt Anûr ed-Din davon, selbst der Held einer der Geschichten zu sein, die er und sein Großvater Nûr ed-Din den Menschen erzählen, während sie ihrem Broterwerb als Geschichtenerzähler nachgehen. Als die Soldaten des Kalifen den Geschichtenerzähler Nûr ed-Din suchen um ihn in den Palast den Kalifen zu führen, gibt sich Anûr als sein Großvater aus, um einmal den Palast von innen zu sehen. Mit der Entschlüsselung uralter Rätsel und der Suche nach einem Drachen beginnt dann tatsächlich Anûrs eigene Geschichte.
Die Art der Geschichte gefällt mir ebenso wie die unzähligen Ideen, die Akram El-Bahay in seinem Buch untergebracht hat. Der Gedanke an eine Bibliothek der ungeschriebenen Bücher gefällt mir, nur zu gern würde ich mal einen Blick in eine solche Bibliothek werfen. Und auch die Völker in dieser Geschichte sind in klassischen Geschichten eher seltener zu finden, vom Volk der Sucher (den Hütern der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher) habe ich zum Beispiel noch nie gehört. Drachenmenschen kennt man schon eher, die Nori als solche nicht. Und auch wenn Drachen, Ghule, Dschinne und Ifriten dem Leser fantastischer Romane wohl nicht fremd sind, ist die Kombination selbiger etwas Neues.
Das Einbringen von orientalischen Märchen und Geschichten, die Anûr oder sein Großvater erzählen oder erzählt bekommen, erinnert an die Märchen aus Tausendundeine Nacht – auch wenn die Haupthandlung hier weitaus länger und wichtiger ist als die in der orientalischen Märchensammlung. Hier umrahmen die kurzen Geschichten nur die Haupthandlung und verleihen ihr so etwas mehr orientalisches Flair.
Der Plot selbst ist relativ gradlinig, auch wenn mich das Auftauchen der verschiedenen Figuren doch immer wieder überraschen konnte. Die Helden selbst sind ziemlich jung, Jugendliche, die den Großteil ihres Lebens noch vor sich haben und denen einiges an Erfahrung fehlt. Abgesehen von Anûr bleiben sie allerdings relativ blass – und selbst Anûr, dessen Gedankengänge dem Leser nicht verschlossen bleiben, konnte mich nicht wirklich mitreißen. Die Gefahren, die er und seine Gefährten meistern müssen sind überwältigend (zumindest bei der ersten Erwähnung), letztendlich werden sie aber doch relativ einfach gemeistert. Damit fand ich die Geschichte insgesamt nicht übermäßig spannend. Trotzdem hat die Geschichte doch ein besonderes Flair und viele Kleinigkeiten, die in Erinnerung bleiben: Der ausgelassene fliegende Teppich, die Bibliothek der vergessenen Bücher, die Sucher und ihre Sammlung und die Geschichten der Geschichtenerzähler (zumindest einige davon).
Wirklich überzeugen konnte mich das Buch allerdings nicht. Vielleicht bin ich einfach schon zu belesen, um mich vom jungen Anûr und seiner Geschichte mitreißen zu lassen und vielleicht ist gerade für jüngere Leser der glatte Verlauf genau das Richtige – für mich war es das trotz des wundervollen Settings und der schönen Ideen leider nicht.