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Bereits vor knapp einem Jahr erschien der bislang neueste Roman aus der Feder Bodo Krolls, der mit seiner Trilogie „Das erste-dritte Buch dieses Universums“ (Snayder-Verlag) einen beachtlichen Einstand innerhalb der SF-Szene hinlegte.
Der mit reichlich Hobbys gesegnete Autor, entwirft in seinem neuesten Einzelroman ein überaus bizarres Szenario. Eines morgens wird der Ingenieur Robert Jatho von seiner kleinen Tochter den Garten gerufen. Anstatt des gewohnten Ausblicks in ein angrenzendes Waldstück blickt er auf das riesige Spiegelbild ihres Einfamilienhauses. Völlig verdutzt versucht er dahinter zu kommen, welcher Irre ihnen solch einen Streich gespielt haben könnte. Als sich eine Lücke im Spiegel auftut, schlüpft der Hausterrier hindurch, verfolgt von seiner kleinen Tochter, womit ihm ebenfalls nichts anderes übrig bleibt wie auch durch die Öffnung zu gehen, um die beiden zurück zu holen. Als sich aber kurz vor seiner Rückkehr durch die Öffnung diese unvermutet schließt, sieht er sich in einer für ihn völlig absonderlichen Welt gefangen. Die ihm bekannte Umgebung existiert nicht mehr. Statt dessen ist die Erdoberfläche einer Plattenlandschaft gewichen, die sich bis zum Horizont hinzuziehen scheint. Wie er dann schnell feststellt, befindet sich unterhalb dieser Platten eine eingeebnete Erdoberfläche. Mit einigem Geschick und seinem Fachwissen gelingt es ihm unterhalb der Erdoberfläche zu überleben. Dabei stößt er auf Aufzeichnungen von Menschen, die nach der Überplattung so etwas wie eine Zivilisation errichten konnten. So erfährt er, wie sich die Überlebenden nach der Katastrophe mit den herrschenden Zuständen eingerichtet haben.
Parallel entwickelt der Autor einen zweiten Handlungsstrang, der auf den Planeten Goon spielt. Dieser wurde vor einigen Jahrhunderten von den Menschen besiedelt. Woher sie gekommen sind, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Hier begegnet der pensionierte Raumsoldat Rainer Bagstenner die junge Leiter eines Banksicherheitsdienstes Anda Nellow und rettet diese gleich während bei einem Attentatsversuch das Leben. In Folge entspinnt sich ein intergalaktisches Verwirrspiel, in der vor allem die Herkunft der jungen Anda im Mittelpunkt steht.
Im Verlaufe der Handlung werden dann beide Handlungsfäden miteinander verwoben und es breitet sich ein Beziehungsgeflecht zwischen Anda und Robert Jatho aus, welches so zu Beginn des Romans bereits zu erahnen war.
Wie in seinen anderen vier Romanen glänzt Bodo Kroll wieder mit einer Vielzahl von Ideen und Handlungsfäden, die er durchaus spannend ausbreitet. Gerade die ersten drei Viertel des Romans lesen sich wirklich fesselnd und durch den ständigen Wechsel der Handlungsschienen baut der Autor gekonnt Spannung auf. Zum Ende hin, als er dann die beiden Handlungsfäden zusammenfügt, entwickelt sich der Roman dann zu einem eher überschaubaren Gedankengerüst. Bodo Kroll gelingt es nicht ganz die Spannung bis zum Schluss zu halten und alles in einem wirklich stimmigen Ganzen auslaufen zu lassen. Zum einen liegt dies an der Fülle der Ideen, die er einbaut, und zum anderen ein wenig an der Glaubwürdigkeit des gesamten Erklärungskonstruktes. Er holt seine Leser am Ende des Romans auf den Boden der Tatsachen zurück, erläutert vieles und vereinfacht ein wenig zu sehr. Vielleicht hätte er einfach einige Ideen ohne großartige Erläuterungen im Raum stehen lassen oder eine Ebene kleiner dimensionieren sollen.
Die Idee der Überplattung eines gesamten Planeten ist schon sehr ungewöhnlich, erinnert einem in der Ausführung dann an Filme wie Waterworld. Die Entmystifizierung des Wesens, welches für diesen Zustand verantwortlich ist, gelingt ihm nicht. Hier wären weniger Ausführungen eindeutig mehr gewesen, denn letztlich holt er dieses Wesen auf das Niveau der Menschen herunter. Damit zerstört er einfach das Phantasiegebäude, welches sich seine Leser bereits im Verlaufe der Lektüre gebaut haben.
Bodo Kroll ist in der Lage phantastische Ideen lesenswert zu Papier zu bringen. Sein Stil ist wieder einmal mitreißend und flüssig zu lesen. Man merkt dem Roman das Lektorat an, wobei sich noch der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat. Zum Ende des Romans hin, wo er seinen Lesern diverse Erklärungen bietet, flacht die Spannungs- und Ideenkurve deutlich ab.
Dies soll die Gesamtleistung aber nur unwesentlich schmälern. Insgesamt bietet der Autor wirklich gute Unterhaltung und zwar auf einem höheren Niveau wie man ihn sonst von „Hobbyautoren“ gewöhnt ist.