Reihe: Gruselkabinett 16 bis 19 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Mit Bram Stokers Dracula wurde der bekannteste Vampirroman der Welt neu bearbeitet und mit Draculas Gast um die weniger bekannte Erzählung erweitert. Titania Medien packte alles zusammen in eine sehr schön gestaltete Box. Durch die vorangestellte Erzählung um Draculas Gast werden die Ereignisse von Dracula noch besser dargestellt.
Der ausgezeichnete Hörspielverlag Titania Medien (und das kann man wörtlich nehmen) liefert mit dieser 4-CD-Box die wohl beste Produktion aus ihrem Hause ab. (Ich kenne nicht jedes Hörspiel aus der Reihe Gruselkabinett, aber doch zumindest einige.) Besonders hervorheben möchte ich Andreas Mankopff, der den verrückten Renfield gesprochen hat. Ich bin sicher, dass mir da weitere Hörer zustimmen werden. Die unnachahmliche Art, wie Andreas die Rolle spricht, setzt neue Maßstäbe. Bei Hörbüchern und Hörspielen kommt es gerade auf die Sprecher an, dann erst auf die Arbeit der Techniker und Vertoner. Wer mit den Sprechern ein gutes Händchen hat, wird schon durch deren Auswahl zum Erfolg gelangen. Der zusätzliche Einsatz von Musikstücken führt hier mit den Hintergrundgeräuschen zu einem wahren Hör-Erlebnis. Die Musik verleiht der Erzählung eine Tiefe, die eine reine Erzählung nicht hinbekommt. Kino beginnt im Kopf und hier benötige ich keine Bilder. Meine bildlichen Eindrücke entstehen durch die Phantasie, und Sprache und Geräusche liefern mir nur die Grundlage.
Beginnend mit der erfreulich kurzen und damit atmosphärisch dichten Erzählung Draculas Gast wird der Zuhörer gleich in die richtige Stimmung eingeführt. Dracula selbst sorgt für blutige Grüße aus Rumänien. Beginnt man zuerst relativ langsam, ja fast beschaulich, steigert sich das Tempo der Erzählung langsam, bis zu einem schnell umgesetzten Ende. Das Buch wurde an den richtigen Stellen gekürzt, um die Langatmigkeit ein wenig zu nehmen, ohne jedoch dem Hörer gänzlich die möglichkeit zu Verschnaufpausen zu nehmen.
Die an den Hörspielen beteiligten Schauspieler und Synchronsprecher sind die besten, die zur Zeit für solche Produktionen zur Verfügung stehen: Joachim Höppner, Simon Jäger, Lutz Mackensy, Andreas Mannkopff, Petra Barthel, Jürgen Thormann, Inken Sommer, Tanja Geke, Melanie Pukaß, Marius Clarén und viele weitere. Jede der Stimmen ist für sich bereits bekannt, ob als Gandalf aus Der Herr der Ringe oder Nicole Kidman, Halle Berry und Anne Bancroft. Mit jedem Ton wird man an ganz bestimmte Personen erinnert. Diese Erinnerung verschwindet jedoch sehr schnell im Hintergrund, wenn man sich auf die laufende Handlung konzentriert.
Ganz zum Schluss möchte ich euer Auge auf die Titelbilder der Reihe Gruselkabinett lenken. Der Zeichner Firuz Askin ist noch einer der ganz wenigen Zeichenkünstler, die für ihre professionelle Arbeit Farbe und Pinsel zur Hand nehmen. Auffällig bei der Gestaltung der Reihe ist der immer gleiche Säulenbogen, der nur durch ein neues Bild ergänzt wird. Mit diesem optischen Trick gelingt es immer wieder aufs Neue, den Blick des Betrachters auf die eigentliche Szene zu lenken. Ähnlich wie bei einem Blick durch ein Fenster sehen wir unbeteiligt durch den Bogen hindurch und erblicken immer wieder aufs Neue phantastische Szenerien, die uns bildlich an der fremden Welt des Hörspiels teilhaben lassen. Der Künstler, und diese Bezeichnung möchte ich als Lob ausgedrückt wissen, fasziniert mich immer wieder. Die Farbgebung ist in sich stimmig, die Welten, so unglaublich sie auf den ersten Blick scheinen, erwecken den Eindruck der Realität.