Reihe: Dunkle Spannung: Kinder des Judas, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Judastöchter fügt sich gekonnt in die von Markus Heitz geschaffene Welt ein. Wer sich auf den Roman einlässt, sollte unbedingt Kinder des Judas und Judassohn gelesen haben, um ein besseres Verständnis zu erlangen. Man kann den Roman auch ohne das Vorwissen lesen, doch dann fehlt ein wesentliches Lesevergnügen für Gruselfans. Dies gilt ebenfalls für die weiteren Bücher aus seiner Feder, Ritus und Sanctum. In ihnen finden sich Einzelheiten und Informationen über die Figur Eric von Kastell. Eric ist ein Wandler, der sich erhofft, den Dämon in sich zu besiegen, indem er das aus dem Blut von Christus hergestellte Heilmittel einnimmt. Leider nicht sehr erfolgreich. Weit erfolgreicher ist jedoch die Jagd auf andere Wandelwesen, die er in den Jahrhunderten seines Lebens perfektionieren konnte.
Die eigentliche Hauptperson ist sicherlich die tragische Figur Theresia - kurz Sia genannt - Sarkowirtz aus Leipzig. Sie ist diejenige, die unter den Vampiren am weitesten entwickelt ist und ihres Wissens nach das letzte der Judaskinder. Ihr Kampf gegen die Vampirkinder und Vampirnachfolger ist noch lange nicht beendet. Zwar hat ihr ärgster Widersacher, ihr Bruder Marek, das Zeitliche gesegnet, doch ist Theresia weiterhin in Kämpfe verwickelt. Ihre Hauptaufgabe sieht sie jedoch darin, dass Emma Krakow und ihre siebenjährige Tochter Elena, die letzten ihrer Blutlinie, nicht unter dem Fluch leiden und das schreckliche Erbe an sie übergeben wird. Emma Krakow liegt im Koma, und so bleibt Sia nichts anderes übrig, als sich besonders intensiv um die Tochter Elena zu kümmern. Elena ist von der Vorstellung besessen, selbst zur Judastochter zu werden. Um dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen, versucht sie sich in ein Eisloch zu stürzen, um schneller zu erfrieren. Gerade zu diesem Zeitpunkt erhält sie Besuch von ein paar unangenehmen Gesellen. Nach einem heftigen Kampf wird das Mädchen vom ehemaligen Butler Harm Byrnes gerettet und im Laufe der Zeit nach Irland gebracht. Aber auch Emma wird aus dem Krankenhaus entführt und Sia folgt den Spuren nach Irland.
Dort wird sie in die Auseinandersetzungen zwischen Vampiren und Gestaltwandlern hineingezogen. Mit ihren Nachkommen als Druckmittel soll sie verschiedene Wandler umbringen. Nur so könne Sia das Leben ihrer beiden Lieben retten. Für Sia beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Werden Mutter Emma und Tochter Elena nicht gerettet, könnten sie zu Töchtern des Judas werden. Nach ihrem eigenen Ehrenkodex wäre Sia gezwungen, die beiden umzubringen. Bei ihrer Suche lernt sie Eric von Kastell kennen, der sich nach anfänglichem Misstrauen als vertrauenswürdiger und ebenbürtiger Verbündeter herausstellt. Er unterstützt sie bei ihrem Rachefeldzug. Gemeinsam mischt das ungleiche Paar die irische Nachtszene auf und gerät dabei in die Intrigen einer geheimnisvollen Verschwörung. Ihnen wird schnell klar, sie werden als Waffen in einer Auseinandersetzung eingesetzt, deren Grund sie nicht kennen. Und sie wissen (noch) nicht, wer auf wen zielt. Nur eines ist klar, sie müssen schnell handeln. Sia tötet skrupellos, vor allem um Emma und Elena zu befreien.
Markus Heitz zieht alle Register seiner Erzählkunst und fackelt nicht lange, als es blutrünstig und actionreich darum geht, ein furioses Finale in der Welt von Vampiren und Gestaltwandlern durchzuführen. Diesmal verzichtet er auf eine historische Rückschau, denn für das Ende der Erzählung ist es nicht mehr notwendig. Alles, was über die Vergangenheit gesagt werden musste, wurde gesagt. Somit spielt die Handlung in der Jetztzeit. Damit ist die Handlung gestraffter und übersichtlicher, gleichzeitig aber auch schneller. Das schließt Anspielungen auf andere Romane von Markus Heitz nicht aus.
Markus Heitz ist ein hervorragender Geschichtenerzähler, dessen Spaß am Schreiben sich auf den Leser überträgt. Der politische Machtkampf zwischen irischen Vampiren und den in Clans organisierten Wandlern ist fesselnd beschrieben. Die unterschiedlichen Wandler, Dämonen und Vampire gehen wechselnde Allianzen ein, und so ist manchmal nicht klar erkennbar, wer zu wem in welcher Position steht. Dadurch tauchen ständig neue Probleme auf, die die Handlung aufregend gestalten und weiter vorantreiben. Wer hier allerdings einen weichgespülten Liebes-Vampir-Beziehungskisten-Roman erwartet, steht in der Buchhandlung vor dem falschen Regal. Die Vampire von Markus Heitz unterscheiden sich deutlich von den zurzeit gängigen Vampirgeschichtchen. Einziger Nachteil: Eine kleine Zusammenfassung der bisherigen Handlung wäre für Neueinsteiger hilfreich gewesen. Zwar werden einige Dinge in Dialogen aufgegriffen, doch für Neueinsteiger eher etwas spät.