Reihe: Silber, Band 1 Titel: Das erste Buch der Träume Autor: Kerstin Gier Buch-/Verlagsdaten: Fischer FJB, 2013, 416 Seiten, Gebunden, ISBN: 978-3841421050 Eine Besprechung / Rezension von Noelle |
Der Name Kerstin Gier ist unweigerlich mit der erfolgreichen Edelstein-Trilogie verbunden, die sowohl Jung als auch Alt begeistern konnte. Nun folgt eine weitere Trilogie, die den Titel „Silber“ trägt. „Das erste Buch der Träume“ ist im Juni 2013 erschienen und hat erneut die Masse begeistert. Doch wirklich zurecht?
Liv Silber ist mit ihrer Familie schon unzählige Male umgezogen. Grund dafür ist ihre Mutter, deren Lehraufträge als Literaturwissenschaftlerin stets befristet sind. Dieses Mal hat es sie nach London verschlagen und es macht den Anschein, als würde es sich um einen längerfristigeren Aufenthalt handeln. Livs Mutter hat sich nämlich in den Witwer Ernest Spencer verliebt, der selbst ebenfalls zwei Kinder hat – Florence und Grayson.
Letzterer gehört an Livs neuer Schule zu der beliebtesten Jungen-Clique, die noch aus Jasper, Henry und Arthur besteht. Sie alle sind außergewöhnlich gut aussehend und bei den Mädchen entsprechend begehrt. Eines Nachts hat Liv einen seltsamen Traum, der sich sehr real anfühlt. In diesem Traum wird sie Zeuge einer geheimen Zeremonie an der Grayson und Co. beteiligt sind. Am nächsten Tag stellt sich heraus, dass nicht nur Liv sich an ihren eigenen Traum erinnern kann...
Die ersten 50 Seiten machen durchaus Spaß und wecken die Hoffnung, dass man ein gutes Jugendbuch in den Händen hält. Kerstin Gier beschreibt Livs Leben und ihre vorwiegend pubertären Probleme mit ihrer Familie. Das wird sicherlich viele Jugendliche, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, ansprechen. Doch dann macht sich Langweile breit. Spätestens als Grayson und seine Clique auftauchen, geht es mit der Geschichte nur noch abwärts. Ich fühlte mich hier stellenweise an die Twilight-Saga erinnert. So wiederholt Kerstin Gier ständig, wie wunderschön Grayson und Co. sind, dass es irgendwann nur noch nervt und man das Gefühl hat, dass man einen Abklatsch der Lobeshymnen von Stephenie Meyer liest, denn auch sie wurde nicht müde, Bella betonen zu lassen, wie gut aussehend Edward doch sei. Während Edward aber noch der Reiz des Verbotenen und Fremden umgab, sind die männlichen Protagonisten in Giers Buch eher typische Mitglieder einer amerikanischen Boyband: Schön, aber austauschbar.
Kerstin Gier reiht in diesem Buch ein Klischee an das andere. Sei es Livs Mutter, die Literaturwissenschaftlerin, die mit ihrer Familie auf der Jagd nach neuen Jobs durch die Welt reist, der reiche neue Mann an ihrer Seite oder der attraktive Stiefbruder – das alles ist so unglaublich einfallslos und platt, dass ich spätestens ab der Mitte des Buches keine große Motivation mehr hatte, weiterzulesen. In der Hoffnung, dass eine überraschende Wendung eintritt und die Charaktere mehrdimensionaler werden, habe ich aber bis zur letzten Seite durchkämpft – und wurde enttäuscht. Das Buch ist allerhöchstens unteres Mittelmaß, das wahrscheinlich nicht so einen Hype erfahren würde, wenn ein anderer Autor es geschrieben hätte.
In einigen Rezensionen wird darauf hingewiesen, dass es sich um einen Jugendroman handelt und sein Inhalt entsprechend ausgerichtet ist. Das sehe ich jedoch nicht so. Auch Bücher, die sich an Heranwachsende richten, sollten idealerweise auch zum Nachdenken anregen und eine Botschaft enthalten, die dem Buch vielleicht sogar einen gewissen Mehrwert verleiht. Es gibt genug Beweise, dass ein Jugendroman durchaus auch kantige Charaktere und eine gehaltvolle Handlung beinhalten kann – was bei „Das erste Buch der Träume“ leider nicht der Fall ist.
Fazit: Flacher Teenie-Roman mit eindimensionalen, stereotypen Charakteren und einem ebenso trivialen Inhalt.