Titel: Phantom - Gefahr aus der Tiefe Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Tintenfischmann Markus Bennemann kennt sich mit dem Thema der Kraken bzw. Kopffüßler aus. Ein großes Plus für den Roman, denn wo andere lange nachforschen müssen, blättert er höchstens noch einmal durch. Dem Autor gelingt es zudem mit seinen Handlungsträgern und ihren Gesprächen, Wissen geradezu spielerisch zu vermitteln. Er nimmt sich viel Zeit, dem Leser seine Figuren vorzustellen. Daher ist man schnell mit ihnen vertraut. Vielseitig ist der Roman zudem, doch ist mir manches Mal zuviel Abwechslung vorhanden, wenn Markus Bennemann wieder den Erzähler wechselt. Mit dem Auftauchen des Phantoms, jenes Kraken, der auch an Land kommt, wird aus der wissenschaftlichen Erzählung ein spannendes Buch. Der Autor müsste nur noch versuchen mehr Spannung in die Erzählung zu bringen, denn trotz des nicht übermäßigen Umfangs hat das Buch einige Längen. Kurz gesagt, der Krake kam, sah und mordete und verschwand unerkannt. Dort, wo er erkannt wurde, hält man die Menschen jedoch für Phantasten oder nicht glaubwürdig. Die Morde wiederum rufen die Polizistin Jessica Sanchez und den Meeresbiologen Professor Steven Schuster auf den Plan. Zwar sind sie nicht dabei, die Welt zu retten, aber immerhin wollen sie verhindern, dass der Krake weiter mordet. Allerdings hat sich mir nicht ganz erschlossen, warum er es überhaupt tut.
Jessica Sanchez ermittelt im Entführungsfall eines kleinen Mädchens. Das Kind verschwand ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, da die Hausangestellte telefonierte. Der Entführer passte den Moment sehr gut ab. Die Hausangestellte gibt der Polizei zu Protokoll, das Kind sei durch einen riesigen Kraken entführt worden. Niemand schenkt ihren Worten Glauben. Lediglich die Polizistin Sanchez zieht, um sich abzusichern, den Meeresbiologen Professor Steven Schuster zu Rate. Professor Schuster erforscht schon seit Jahrzehnten das Verhalten und die Lebensweise von Kraken. Die intelligenten Kopffüßler faszinieren ihn und man könnte in ihm fast ein Gegenstück zum Pferdeflüsterer sehen. Professor Schuster untersucht selbstverständlich die Spuren am Tatort, die durchaus von einem Kraken stammen könnten. Wirklich Glauben schenken will er dieser Theorie jedoch nicht. Noch während der Ermittlungen häufen sich an der Küste Floridas seltsame Begebenheiten. Menschen verschwinden von einem Augenblick auf den anderen spurlos. Andere findet man tot auf. Im selben Zeitraum findet man aber auch andere, größere Meerestiere tot auf, die alle die gleiche Besonderheit besitzen, kreisrunde Wunden. Bei einem toten Bullenhai finden die beiden ungleichen Ermittler einen Zahn, der von einem Kalmar stammen könnte. Professor Schuster hält die Theorie des mordenden Kraken immer noch für ein Hirngespinst. Er kann aber nicht abstreiten, dass einige Indizien für die ungewöhnliche These sprechen. Gegen den Willen seines Vorgesetzten nimmt er mit der Polizistin eine Spur auf, die ihn zunächst nach Südamerika führt. Die Suchaktion verläuft am Orinoko, dem größten Fluss Venezuelas, zuerst einmal im Sande. Im letzten Moment finden sie jedoch nicht nur ein wenig zueinander, sondern auch einen weiteren Hinweis.
Phantom stellt den ersten Versuch des Fachbuchautors Markus Bennemann dar, im Thrillergenre Fuß zu fassen. Leider beginnt das Buch mit einer Information, die man gern nicht hätte. Denn mit der Aussage „Der Krake ist der einzige Kopffüßer, der an Land geht“ (Seite 5) wird jeder Spannungsbogen bereits im Vorfeld zur Strecke gebracht. Dadurch wurde aus dem Thriller nur ein Spannungsroman.
So schlecht, wie sich der erste Absatz liest, ist das Buch dann doch nicht. In die belletristische Handlung fügt Markus Bennemann immer wieder Wissenswertes über Kraken und ihre Unterarten ein. Mit der Mischung von Dialogen und gut verständlicher Darstellung gelingt es ihm, ein lehrreiches Abenteuer zu schildern. Seine sorgfältige Arbeit als Sachbuchautor findet sich auch in diesem Werk wieder. Ich bin kein Wissenschaftler, aber logische Fehler fand ich nicht. Seine erzählerische Sorgfaltspflicht springt auch auf die Figuren der Erzählung über. Sie entsprechen zwar dem Klischee anderer Tier-Horror-Romane wie Tarantula, Der weiße Hai usw., wirken aber dennoch nicht austauschbar. In der Regel etwas überhöht dargestellt, sind sie dennoch glaubwürdig. Obwohl ich manchmal bei Steven den Eindruck hatte, einen großen Jungen vor mir zu haben und keinen gestandenen Erwachsenen. Jessica, klischeebedingt die gefühlsstarke Frau, verhält sich mit ihrer kühlen Logik eher wie Mr. Spock. Nervig hingegen fand ich den Reporter Reginald Finch. In seinem Wahn, etwas aufdecken zu wollen, reist er Schuster und Sanchez bis in den Dschungel Venezuelas hinterher.
Alles in allem ein guter Spannungsroman, der fesseln und mitreißen kann.