Serie: Albatros, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Auf der Suche nach Morphium für die verletzte Emerance tötet Ombeline ihre Freundin Rosaline, ergreift entsetzt über ihre Tat die Flucht und sucht in einem heruntergekommenen Stadtviertel ein Versteck. Louis - der Smutje der Albatros und Ombelines väterlicher Freund - findet das verstörte Mädchen unter einem Planwagen. Bevor die beiden jedoch mit dem Schmerzmittel zum Kapitän zurückkehren können, fallen sie einer Patrouille Polizisten in die Hände. Louis wird unter dem Verdacht des Mordes an Rosaline verhaftet, während es der verzweifelten Ombeline schließlich am nächsten Tag gelingt, das gestrandete Luftschiff zu erreichen, vor den Augen die Schlagzeilen der Zeitungen, die von einem Todesurteil für den vermeintlichen Mörder künden.
An Bord der Albatros erfährt das Mädchen von Alyette, dass die Mannschaft eine Meuterei und einen Verrat gegen Emerance plant. Als die beiden Kinder sehen, wie die Männer das Schiff verlassen, um die Soldaten des Gouverneurs zu holen, entschließen auch sie sich, zusammen mit dem verwundeten Kapitän das Weite zu suchen. Emerance willigt zwar ein, übt jedoch an den mittlerweile eingetroffenen Truppen grausame Rache, indem sie mittels eines kleinen Instrumentes Schwärme von Möwen herbeiruft, damit diese die Verfolger auf entsetzliche Weise niedermetzeln.
Zurück in der Stadt, finden die Flüchtlinge erneut einen Unterschlupf. Die ans Krankenbett gefesselte Emerance akzeptiert ob ihrer eigenen Hilflosigkeit Ombeline als würdige Erbin und überlässt ihr die Flöte zum Zwecke, den Zorn des Himmels über die Städter hereinbrechen zu lassen, und um Louis vor dem Schafott zu retten.
Die erzählerischen Schwächen der ersten beiden Bände setzen sich auch in "Seelengeflüster" fort. Der linear konstruierten, unrhythmisch wirkenden und sprunghaften Geschichte gelingt es weder, Spannung aufzubauen, noch hinsichtlich ihrer Motivation glaubwürdige Charaktere zu präsentieren oder zentrale Fragen zu beantworten. Stattdessen ergeht sich Vincent in Nebenplots und Plattitüden.
Insbesondere Ombeline wirkt wie eine dumme, hohle Nuss - an dieser Stelle seien die Kandidaten aus "Deutschland sucht den Superstar" herzlichst gegrüßt -, der man ihre vorgebliche Naivität und Seelenpein zu keinem Zeitpunkt abnimmt. Mag sein, dass ich mich schon zu sehr an klugscheißende, altkluge Besserwisserkinder, welche in so vielen TV-Shows, Zauberlehrlingromanen oder Mangas ihr Unwesen treiben, gewöhnt habe, um noch Naivität wertzuschätzen, aber Ombelines unschuldiges Getue, verpackt in ein laszives Äußeres, geht mir persönlich tierisch auf den Zeiger.
Das Artwork wiederum ist ein Augenschmaus, erinnert es doch stilistisch, inhaltlich und in seiner depressiven Grundstimmung an expressionistische Maler wie Egon Schiele. Mit Sicherheit hat Vincent genug künstlerisches Potenzial, um zu einer Größe in der frankobelgischen Comickunst-Szene zu werden; Voraussetzung ist jedoch, dass er darauf verzichtet, eigene Storys zu illustrieren, oder aber besser schreiben lernt.
Fazit: Das interessante, expressionistisch angehauchte Artwork vermag die leere, hohle Story nicht zu tragen.