Reihe: Star Trek: Deep Space 9 - Mission Gamma, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Besatzung des Raumschiffes Defiant durfte bereits mehrfach feststellen, dass der Gamma-Quadrant nicht nur das Dominion als Gefahr beherbergt. Captain Vaughn und seine Crew stoßen immer weiter in einen ihnen unbekannten Raum hinter dem Wurmloch vor. Langsam aber sicher müssen sie feststellen, dass sie auf sich allein gestellt sind. In der Hoffnung, auf weitere Geheimnisse zu stoßen, lassen sie sich nicht darauf ein, zurückzufliegen. Die Defiant bemerkt ein hefiges Gefecht zweier fremder Alienraumschiffe. Edelmütig eilt sie dem unterlegenen Schiff zu Hilfe. Das nächste Geheimnis lässt nicht lange auf sich warten. Gleichzeitig ist ein Shuttle der Defiant, mit Ezri Dax, Julian Bashir und Nog an Bord, unterwegs. Neunzigtausend Lichtjahre von Deep Space Nine entfernt treibt ein uraltes Artefakt im All, das weitaus größer ist, als es vor ihnen im Raum erscheint. Das Artefakt, das einer Kathedrale ähnelt und in einem Dimensionsriss zu stecken scheint, wirkt leblos und funktionslos. Doch dem ist nicht so, denn, zurück auf der Defiant, bemerken die Besatzungsmitglieder, dass das Artefakt eine Wirkung auf sie ausübt. Chefingenieur Nog spürt Schmerzen in dem zum Teil amputierten Bein, das er während des Dominion-Kriegs verlor. Sein Bein wächst wieder zu seiner ganzen Schönheit. Ezri bricht zusammen, weil ihr Körper ihren Dax-Symbionten abzustoßen beginnt. Doktor Julian Bashir merkt nach und nach, dass er sich in den geistig etwas zurückgebliebenen und lernschwachen Jules zurückverwandelt. Die Veränderungen, die der Doktor durchmacht, sind sehr eindrucksvoll und ergreifend geschildert. Zu dem Julien, den er jetzt darstellt, hatten ihn seine Eltern gemacht, als er von ihnen genetisch aufgewertet wurde. Die Besatzung macht sich Sorgen um ihre Kollegen, versucht die Wirkung des Artefaktes umzukehren, sieht vorerst aber keine Möglichkeit dazu. Hilflos müssen sie die Veränderungen an Julien, Nog und Ezri mit ansehen. Um ihnen zu helfen, nähern sie sich der Kathedrale, doch die Gegner der zuvor geretteten Aliens betrachten das Objekt als Heiligtum und verweigern der Defiant eine Annäherung.
Auch auf Deep Space Nine und Bajor geschieht einiges. Die Verhandlungen zwischen Cardassia und Bajor werden weitergeführt. Man versucht nach Jahren, wieder in Frieden und Freundschaft zueinander zu finden. Allerdings sind die Bemühungen von Gul Macet nicht sehr erfolgreich. Die Positionen zwischen den maßgeblichen Würdenträgern aus Religion und Politik bleiben weiterhin verhärtet. Bajors Beitritt zur Föderation steht unmittelbar zuvor. Gleichzeitig geht die Wahl des neuen Kai in die heiße Phase. Ausgerechnet zu diesem heiklen Zeitpunkt erscheint die Bevölkerung Bajors gespaltener denn je. Colonel Kira Nerys wird nach der Veröffentlichung einer verbotenen Schrift ungewollt zur Vorzeigefrau. Ihre Ausgrenzung aus der Religion brachte einige Bajoraner zum Nachdenken, während Kira gleichzeitig offiziell aber geächtet wird. Im Gegensatz zu den Politikern ist ein Großteil des bajoranischen Volkes der Meinung, eine Aussöhnung mit den Cardassianern sollte vor dem Beitritt zur Föderation erfolgen.
Wieder einmal mehr stehen die Personen im Mittelpunkt der Handlung. Die betroffenen Personen, mal auf der Defiant, mal auf Deep Space Nine, müssen sich erneut mit sich selbst auseinandersetzen. Situationen, mit denen sie sich abgefunden haben, verändern sich und das Leben der Betroffenen. Diese Veränderungen betreffen die Handlungsträger einmal körperlich, einmal seelisch. In jedem Fall bringen sie die Personen erst einmal aus dem Gleichgewicht, das es wiederherzustellen gilt. Die beiden Autoren, Michael A. Martin und Andy Mangels, bemühen sich sehr, dem Leser den inneren Zwiespalt deutlich zu machen, bleiben oft jedoch ein wenig zu oberflächlich. Andererseits ist Star Trek eine Unterhaltungslektüre und kein Problemlöserroman.
Alles in allem ist Kathedrale ein würdiger Folgeband und ein Roman der leisen Töne. Der dritte Band der Mission Gamma-Tetralogie ist eine klassische Spaceopera / Abenteuergeschichte, wenn es um den Handlungsstrang der Defiant geht, und ein Roman um politische Ränke, wenn es um Deep Space Nine geht. Die Erzählung meistert ein paar schwierige Themen. Andererseits sorgt sie aber auch gleichzeitig für unterhaltsame Spannung. Die Beziehungen der Personen untereinander, auch die zum Schmunzeln anregende Beziehung zwischen Ro Laren und dem Ferengi Quark, sind sehr persönlich beschrieben. An sich ist der Roman das, was man von Star Trek erwartet: unbekannte, exotische Raumsektoren, fremde Rassen (etwas langweilig beschrieben) und ihre Hinterlassenschaften, Auseinandersetzungen, psychologische Auswirkungen auf die Besatzung des Stationsschiffes von DS9, Ränkespiele und politische Kraftakte. Durch den ständigen Wechsel zwischen den Handlungsebenen ist die Erzählung meines Erachtens besser als Mission Gamma 2 - Dieser graue Geist - und dabei immer spannungsgeladen.
Das Buch ist wie alle Ausgaben bei Cross Cult von sehr guter Qualität. Es gibt zwar diesmal kein Zusatzmaterial, das zählt aber nicht als Minuspunkt, denn auf den Roman, die gute Übersetzung und den Allgemeinzustand kommt es an. Erstklassige Titelbilder runden die Buchreihen ab. Vor allem dann, wenn die Bilder nicht aus Filmen stammen.