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Serie: Die Rächer, Band 1
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Es ist zwölf Jahre her, seit ein myseriöses Objekt, Calamity genannt, nahe der Erde erschien und mit einer unerklärbaren Strahlung scheinbar wahllose Menschen unglaubliche Kräfte gegeben hatte. Doch statt den Beginn eines Zeitalters der Superhelden müssen die Menschen erleben, wie sie von den Epics unterdrückt und getötet werden. Der Schlimmste von allen ist Steelheart, der Chicago mit eiserner Hand regiert. Der 18-jährige David Charleston wuchs in einem Heim für Weisen auf und musste dort schon früh Waffen und Ausrüstung für Steelhart und seine Leute fertigen. David ist vom Hass auf Steelheart angetrieben, denn 12 Jahre zuvor hatte dieser, als er die Macht an sich riss und halb Chicago unter Stahl begrub, seinen Vater vor seinen Augen getötet. Doch dabei hatte er etwas gesehen, das David neben dem ganzen Hass auf Steelheart auch Hoffnung gab: Seinem Vater war es gelungen, den als unverletzbar geltenden Epic zu verwunden. David hat die vergangenen zwölf Jahre damit verbracht, alle Informationen über Epics zusammen zu tragen, die er finden konnte. Es zeigt sich, dass jeder Epic, auch die allerstärksten wie Steelheart, eine Schwachstelle haben und wenn man diese findet, kann man auch sogenannte High Epics wie ihn töten.
Mehr durch Zufall stößt David auf Mitglieder der berühmt, berüchtigten Widerstandsgruppe, die die Rächer genannt wird. Nur schwer gelingt es ihm, das Vertrauen der Gruppe um Jonathan Phaedrus zu gewinnen, doch mit seinen umfangreichen Aufzeichnungen gelingt es ihm, sie für sein Ziel, Steelheart zu töten, zu gewinnen.
Der Roman beschreibt eine endzeitliche Welt, in der die Epics all die Errungenschaften der modernen Welt meist hinweg gefegt haben und nur noch wenige der großen Städte verfügen über ein funktionsfähiges Stromnetz. Großartig sind die Beschreibungen Chicagos: Die Stadt ist vielerorts mit Stahl überzogen und der Himmel ist stets bedeckt, da Steelheart nicht möchte, dass seine Untertanen aus dem Sonnenlicht Hoffnung schöpfen. Die Geschichte wir aus der Sicht von David in der ersten Person erzählt, was aus diesem Roman somit ein Jugendbuch / Coming of Age Geschichte macht.
Brandon Sanderson liefert wie gewohnt sehr solide Arbeit ab und erzählt die Geschichte mit einem klaren Handlungsfaden und ein paar geschickt eingeflochtenen Plot Twists, die den Leser zwar nicht völlig überraschen können, aber durchaus das Lesevergnügen erhöhen. David als Protagonist ist gut konzipiert, auch wenn ihm manchmal zu viel gelingen mag und er sich aus jeder bedrohlichen Situation herauswinden kann. Aber gut, das ist nun mal ein Jugendbuch und da gilt es Abstriche zu machen. Außerdem beschert der Roman auch so sehr kurzweilige Unterhaltung.
Die Rächer (oder Reckoners, wie sie im Original heißen), sind gut konzipiert. Jonathan Phaedrus, der Anführer und geniale Tüftler, der seine Gruppe mit verschiedensten Gadgets ausrüstet, ist in seiner düsteren und bedrohlichen Art durchaus überzeugend. Megan, das jüngste Mitglieder der Gruppe neben David stellt den weiblichen Gegenpol dar und auch wenn sie zunächst David ablehnt und seine Mitgliedschaft in der Gruppe nicht befürwortet, gibt es doch eine sexuelle Anziehung zwischen beiden Personen. Aber noch entscheidender ist, dass Seiten an all den Figuren, die nicht stimmig wirken, in den beiden späteren Bänden schlüssig erklärt werden und diese zeigt, wie gut Brandon Sanderson sein Handwerk beherrscht.
Steelheart ist ein guter, packender Roman, der in wenigen Fällen ein bisschen zu naiv darstellt, aber durch ein interessantes und tragfähiges Szenario besticht um die Geschichte einer Widerstandgruppe im Kampf gegen einen übermächtigen Feind zu erzählt.
7 von 10 Punkten.