Reihe: Atlan, Sternensplitter-Trilogie, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Das Jahr 3107 alter galaktischer Zeitrechnung. Eigentlich ist der Schwere Kreuzer GARETH vom Carsualschen Bund auf einer Routineexpedition im Kugelsternhaufen NGC 4833 unterwegs, als er unerwartet auf eine Ansammlung von Kristallsplittern stößt, die auf viele Besatzungsmitglieder einen parapsychischen Einfluss ausübt. Auch eine von den Ertrusern ausgesandte Rettungsexpedition wird davon beeinflusst, so dass besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um nähere Nachforschungen anstellen zu können. Unter der Leitung von Karoma Hountz errichtet man auf Befehl von Terser Frascati auf einem kargen Planeten in der Nähe eine als Kolonie getarnte Forschungsstation, in der man die weiteren Eigenschaften der Kristalle näher erforschen will. Gleichzeitig kümmert man sich mehr schlecht als recht um die Überlebenden der ersten Begegnung. Aber die gefundenen Artefakte üben bei Sichtkontakt nicht nur eine psychische Kraft aus, sie verfügen auch über außerordentliche Eigenschaften im Umgang mit Energie. Und genau dies soll Hountz mit seiner Gruppe herausfinden, denn Frascati plant, die Kristalle als Waffe einzusetzen…
Im Jahr 3122, drei Jahre nach den Ereignissen des ersten Bandes der Sternensplitter-Trilogie, werden Lordadmiral Atlan da Gonozal und seine Agentin Decaree Farou bei einer geheimen Konferenz mit einem mysteriösen Wesen, das sich selbst als das Flexion bezeichnet, bekannt gemacht. Es wurde auf einer blockfreien Welt von Justician Khorolev entdeckt, einem Agenten der SolAb, und hat dabei mit ihm eine emotionale Verbindung aufgenommen. Doch schnell stellt sich heraus, dass auch Farou eine gewisse Beziehung zu dem Wesen hat. So entscheidet sich Atlan für einen kleinen Ausflug zum Planeten Brox, wo das Flexion von Khorolev entdeckt worden ist. Nach seiner Aussage haben sich auch einige ertrusische Agenten für das Wesen interessiert, das mehr an ein Vlies mit unzähligen Kristallen erinnert. Genau das ruft den Lordadmiral auf den Plan. Inkognito versucht man, sich auf Brox einsickern zu lassen, was anfangs zu gelingen scheint. Doch die andere Seite kommt der Mission auf die Spur. Mit Hilfe der Freien Piraten, die auch ein leichtes Interesse an der Sache zeigen, kann man den ertrusischen Agenten einen schweren Schlag zufügen. Doch es stellt sich heraus, dass sie nicht vom Carsualschen Bund geschickt wurden, sondern vielmehr handelt es sich dabei um Überlebende der Begegnung in NGC 4833. Atlan, Khorolev und Farou entscheiden sich, der Spur zum dem Kugelsternhaufen zu folgen.
Nach einer Katastrophe auf der geheimen Forschungsstation hat sich General Hountz dazu entschieden, alle Kristallteile, die im Raumsektor um den Kugelsternhaufen verstreut sind, in einem Gebiet zu sammeln. Nach fast fünfzehn Jahren ist ihm das auch gelungen. Er ahnt dabei allerdings nicht, was er damit anrichtet. Er steht unter direktem Druck von Terser Frascati, dem das Projekt viel zu lange dauert. Sein Vorhaben, eine neue Waffe im Kampf gegen die Terraner zu haben, trübt dabei seinen Blick. Die Lage spitzt sich zu, als Atlan zusammen mit Khorolev und Farou in NGC 4833 eintrifft. Bei Decaree ist der Kontakt zum Flexion immer intensiver geworden. Sie ist sich zwar der gefährlichen Situation bewusst, setzt aber dann alles auf eine Karte. Es gibt nur einen Weg, wie alles wieder in seine normalen Bahnen gelenkt werden kann. Es muss eine geregelte Wiedervereinigung der Kristallstücke erfolgen, denn sonst könnte das Universum vernichtet werden…
Den Mittelteil einer Trilogie zu schreiben, ist oft eine undankbare Aufgabe. Vor allem dann, wenn der erste Roman eine richtig furiose Vorstellung geliefert hat. Autor und Übersetzer Bernhard Kempen nimmt die Herausforderung an und liefert einen sehr ausgewogenen Roman, der sowohl stilistisch als auch vom Spannungsbogen her überzeugen kann. Er bedient die Handlungsebenen mit sehr plastischen Figuren, wobei vor allem Justician Khorolev ins Auge fällt, dessen Charakterisierung überaus gelungen ist. Der Star der Handlung ist allerdings Decaree Farou, die mit Kempen einiges durchmachen muss. Er verleiht der Figur einige neue Nuancen, die perfekt zu dem bereits von anderen Autoren beschriebenen Charakter passen. Vor allem ihr Umgang mit dem Flexion fällt dabei besonders auf. Ebenfalls sehr interessant ist die Beschreibung der Wasserwelt Brox, dem genauen Gegenteil des Planeten Skagsram aus dem ersten Teil. Die blockfreie Welt ist fast ein genauso großes Wirrwarr wie beispielsweise Lepso, aber die Idee, alles auf künstlichen Inseln anzusiedeln, besitzt einen großen Reiz. Da wirkt auch der Auftritt des Freien Piraten Olivier Levasseur nicht aufgesetzt, sondern mehr als passend. Kein Wunder, denn ohne seine Unterstützung hätte der Lordadmiral ein paar Probleme mehr.
Kempens Roman besitzt auf jeden Fall einen großen Reiz. Als er dann im letzten Akt die diversen Handlungsstränge zusammen führt, fragt man sich allerdings recht schnell, ob dann wirklich noch Raum für den dritten Roman der Sternensplitter-Trilogie ist. Aber eine solche Wendung gehört auch zum Reiz einer etwas breiter angelegten Handlung. Sowohl dem PR-Fan als auch dem unbeleckten Leser wird ein interessanter Stoff geboten, der alles hat, was eine gut ausgewogene Space Opera haben muss.