Serie: The Stand – Das letzte Gefecht, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Die Odyssee der drei Gruppen von Überlebenden durch das von einem künstlich modifizierten Grippe-Virus – "Captain Trips" genannt – zu 90% entvölkerte Amerika setzt sich fort, wobei sie Träume und Visionen zu dem Ort ziehen, an dem die älteste Frau der Vereinigten Staaten, Mutter Abigail, insbesondere auf Nick Andros zu warten scheint.
Und in der Tat trifft der stumme Nick in Begleitung des geistig zurückgebliebenen Tom Cullen, den er in May, Oklahoma auflas und für den er sich schnell verantwortlich fühlte, sowie einiger weiterer Überlebender auf Mutter Abigails Farm in Nebraska ein. Doch es bleibt ihnen keine Zeit, auf weitere Neuankömmlinge zu warten, da die alte Frau, die die Seuche vorhersah und die Zeit ihres Lebens von Visionen über den unheimlichen schwarzen Mann gepeinigt wurde, zum Aufbruch gen Boulder, Colorado drängt, wo zahlreiche weitere Menschen auf sie und vor allem auf Nick warten sollen.
Während diese erste Gruppe sich also erneut auf den Weg macht, begegnet Larry Underwood an der Küste von Maine Nadine Cross und ihrem Schützling Joe, einem scheinbar schwer traumatisierten, aggressiven Jungen, der lediglich in der Musik aus Larrys Gitarre innere Ruhe zu finden scheint. Obwohl er Joe für gefährlich hält und trotz eines unguten Gefühls, entscheidet sich Underwood für das gemeinsame Fortsetzen ihrer Reise.
Die Gruppe um Stu Redman, Fran Goldsmith und Harold Lauder trifft ein wesentlich härteres Los; nicht nur, dass sich Harold in unerwiderter Liebe zu Frannie zu verzehren beginnt und seine dunkle Seite an Macht gewinnt, sie treffen unterwegs auch eine Gruppe von Ex-Soldaten, die mordend durchs Land ziehen und die Frauen, welche ihnen begegnen, in ihr "Harem" zwingen, während sie die Männer gnadenlos töten.
Obgleich auch dieses dritte Tradepaperback, welches die fünf Ausgaben der Mini Serie "Soul Survivors" aus dem Jahre 2009 umfasst, nicht wirklich gut ist – dazu ist es einfach zu nahe an Kings unerfreulicher "Schreibe" konzipiert -, stellt es einen kleinen Lichtblick im Dunkel der umständlich erzählten Geschichte dar.
Dieses Licht ist das Ergebnis einer Figurenentwicklung, in der die Protagonisten nach ihrer äußerst langatmigen Einführung in zwei Sammelbänden erstmalig wie Helden oder wenigsten wie Menschen wirken, die nicht nur Getriebene sind, sondern das Heft des Handelns in den Händen halten und durch ihre Entscheidungen maßgeblich ihr Geschick sowie das ihrer Mitmenschen bestimmen können. Zweifellos positiv wirkt sich dabei aus, dass nunmehr jenseits des nackten Überlebenskampfes Raum für Beziehungen und Konflikte bleibt.
Lediglich unerquicklich, weil über die Maßen langatmig und überflüssig, ist einmal mehr der Ausflug in die Vergangenheit einer neu auftretenden Protagonistin – Mutter Abigail; richtiggehend übelerregend ist dem gegenüber die religiöse Verquastheit, die mit Auftreten der alten Dame Einzug hält, und der wir nicht nur so tiefschürfende Erkenntnisse verdanken, dass wir nicht an einen Gott glauben müssen, damit er an uns glaubt, sondern die z.B. rassistische Auswüchse im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts auf das Wirken des Bösen Mannes zurückführt und so die Verantwortung der weißen Mehrheit für Pogrome und Gewalt gegen Schwarze vielleicht nicht total negiert, so aber doch zumindest relativiert, anstatt sie als durch und durch menschgemacht anzuprangern.
Das Artwork Mike Perkins leidet wie gehabt an seiner Bemühtheit um extrem hohen Realismus, belegt aber zumindest in einigen Panels und Seiten die spezifischen erzählerischen Vorteile zu und Unterschiede zwischen den Medien Comic und Film, und zwar insbesondere immer dann, wenn der Zeichner die starre Panelaufteilung zugunsten eines freien, collageartigen Layouts aufgibt.
Fazit: Eine verquast religiöse, umständlich und langatmig erzählte Geschichte, die zwar nach wie vor recht gefällig visualisiert ist, die aber für andere Leser als bekennende King-Fans nur schwer erträglich, geschweige denn wirklich unterhaltsam ist. Wer etwas Mitreißendes über Menschen in ähnlich düsterer Grenzsituation ganz ohne religiöses Brimborium erfahren will, soll sich lieber "The Walking Dead" (dt. bei Cross Cult) zu Gemüte führen