Serie / Zyklus: Revelation Space, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von RealS |
Inhalt: Resurgam vor 900.000 Jahren: Durch ein Ereignis werden die Amarantin auf dem ganzen Planeten ausgelöscht. Doch bevor sie sterben, vergraben sie einen nahezu unzerstörbaren Obelisken...
Resurgam heute: Sylveste, Anführer der Forschungskolonie auf Resurgam, der von einer Computersimulation seines Vaters beraten wird, stößt bei Ausgrabungen auf den Obelisken und versucht, mit seiner Hilfe das Rätsel des Verschwindens der Amarantin zu entschlüsseln. Doch seine Herrschaft ist von Aufständischen bedroht, die entschlossen sind, die erste Gelegenheit zu nutzen, um ihn zu stürzen. Währenddessen bekommt auf Yellowstone Khouri, eine Assassine des shadowplay, eines legalisierten Tötungsspiels, einen neuen Auftrag von einer geheimnisvollen Mademoiselle, die sie dazu zwingt, den Planeten zu verlassen.
Und auf dem Raumschiff Nostalgia for Infinity, dessen Besatzung zu großen Teilen im Kälteschlaf liegt, versucht Volyova einen neuen Waffenoffizier auszubilden, der in seinen Träumen immer mehr von einem schwarzen geflügelten Wesen heimgesucht wird, das er Sun Stealer nennt.
Bewertung: Revelation Space ist eine Space Opera: Planeten, Raumschiffe, Aliens und uralte Geheimnisse. Alles gut dargestellt unter jeglichem Verzicht darauf, das Interesse des Lesers dadurch zu fesseln, dass in absehbarer Steigerung immer stärkere Waffen, mächtigere Raumschiffe und fremdere außerirdische Rassen aufgefahren werden, gegen die der Held bestehen muss. Stattdessen tauchen die Aliens nur im Hintergrund auf, als Wesen, die größtenteils geheimnisvoll bleiben, während das Universum - und damit der Roman - den Menschen überlassen wird. Und diese Schwerpunktsetzung tut dem Roman sehr gut. Alastair gelingt es, jede Person vielschichtig darzustellen. Die Motive jeder handelnden Person sind nachvollziehbar und nachfühlbar, sodass zwar sympathischere und unsympathischere Personen existieren, sich aber nie ein trennungsscharfer Kampf Gut gegen Böse ergibt. Auch die Beurteilung der Personen ändert sich dabei z.T. von Szene zu Szene, wenn bisher unbekannte Charakterzüge ans Licht treten. Neben dieser guten Darstellung der Personen überzeugt Revelation Space auch in puncto Aufbau und Erzählungsführung. Die anfänglichen drei Handlungsstränge sind nie strikt voneinander getrennt, vielmehr tauchen gleiche Motive über die verschiedenen Handlungsstränge verteilt auf, sodass der Leser nie völlig aus einer Handlung gerissen wird, sondern oft in der einen Handlung etwas erfährt, was ihm mehr Einsicht in eine andere Handlung bringt. Auf diese Weise wird die übergreifende Geschichte immer weiter vorangetrieben, egal, auf welche Person die Erzählung gerade fixiert ist.
Die Zusammengehörigkeit wird auch dadurch gefördert, dass innerhalb eines Kapitels zwischen den Handlungssträngen gewechselt wird, mit Vorliebe an besonders spannenden Stellen, aber ohne dass der Leser dadurch den Überblick verliert. Schließlich werden die Stränge auch im Laufe des Romans gradlinig und deutlich vor dem Ende zusammengeführt, sodass sich nie die Frage stellt, was die einzelnen Handlungsstränge eigentlich verbindet.
Bei aller positiven Beurteilung sei die Schwäche des Romans nicht verschwiegen: sein Ende. Dieses ist zwar durchaus überraschend und nicht unintelligent, aber es hat meiner Meinung nach zu wenig wirkliche Auswirkungen auf alle Beteiligten - geschweige denn, dass es darüber hinaus geht und beispielsweise das Wissen der Menschheit oder ihr Verhältnis zu den Aliens auf eine neue Stufe hievt. Darüber hinaus bringt Reynolds einen unnötigen Nebenaspekt ins Spiel, der zuvor überhaupt nicht im Roman aufgetaucht ist und auch nicht wirklich überzeugt. Vielleicht hat Reynolds hier eine private Theorie aus Studentenzeiten zur Astronomie aufgegriffen, die aber besser vom Lektor herausgestrichen worden wäre.
Fazit: Revelation Space empfiehlt sich für Leser, die in einer unterhaltsamen und interessanten Space Opera das Universum erforschen wollen, aber gut auf Raumschlachten und planetenumfassende Imperien mit mächtigen Anführern und strahlenden Helden verzichten können. Stattdessen bekommen sie hier eine gut komponierte spannende Geschichte mit vielschichtigen Charakteren geboten, die nur minimal dadurch verliert, dass das Ende nicht mit einem absolut genialen Big Bang endet. Wer das Buch mit mittelmäßigen bis guten Englischkenntnissen lesen will, sollte sich darauf einstellen, entweder relativ viele ungewöhnliche Begriffe nachschlagen zu müssen oder sich damit zufrieden geben, nicht immer jedes Wort zu verstehen.
[Diese Rezension beruht auf der englischen Originalversion.]
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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