Serie / Zyklus: X-Men
Titel / Originaltitel: X-Women Autor: Chris Clearmont Zeichner: Milo Manara Farben: Dave Stewart Verlag / Buchdaten: Marvel Comics (2010) Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Während sich die X-Men-Heldinnen in der Südsee der gepflegten Zerstreuung hingeben, wird Rachel entführt. Verständlicherweise setzen Rouge, Storm, Psyloche und Kitty Pryde alles daran, sie zu finden, doch dann werden sie von Rachel selbst verraten. Sie verlieren ihre Fähigkeiten und fast ihr Leben. Im Dschungel Sumatras treffen sie auf eine Bande von Outlaws, die ihnen zunächst nicht wohl gesonnen sind, doch als klar wird, dass sie einen gemeinsamen Feind haben, beschließt man, gemeinsam vorzugehen.
So weit die Story, die freilich nicht sonderlich originell ist, doch das hat keiner erwartet: Star dieses Comics ist Milo Manara, der wohl populärste Zeichner Italiens. Und Chris Clearmont wird dem Meister gerecht und schreibt eine Geschichte, die sehr gut zu dem Europäer passt, und so kann Manara eine nicht selten absurde Geschichte erzählen, die ihm viel Gelegenheiten gibt, seine Heldinnen in attraktiven Posen darzustellen, und das kann der Italiener wie kein anderer. Doch so frivol wie in seinen europäischen Comics geht es in diesem Heft nicht zu. Man sieht z. B. keine entblößte Brust und kopuliert wird auch nicht, was klar ist, denn dies ist ja ein amerikanischer Comic und Manaras Artwork dürfte auch so noch manchen prüden Amerikaner vor den Kopf stoßen.
Als ich davon las, dass Milo Manara einen X-Men-Comic zeichnet, dachte ich mir: 'Wahnsinn, das muss ich mir unbedingt zulegen'. Es war irgendwie nicht recht vorstellbar, wie es zu dieser Zusammenarbeit kam und wie das Ganze überhaupt funktionieren soll, aber Joe Quesada, der Chefredakteur von Marvel, erklärte das selbst in dem Comic: Der Panini Verlag, der mit Erfolg seit vielen Jahren Marvel in Europa vermarktet, hält unter anderem auch die alleinigen Veröffentlichungsrechte an den Werken Milo Manaras. So fragte man an, ob nicht eine Zusammenarbeit möglich sei, und Quesada war mehr als erfreut, denn er persönlich schätzt Manara sehr.
Obwohl die Story von Clearmont, wie bereits erwähnt, nicht sehr originell ist, gibt es einige gute Momente und witzige Szene. Die Geschichte lässt keine Langeweile aufkommen, Manaras Bilder sind eine Augenweide und Dave Stewarts Farben sind mit Bedacht und gekonnt gewählt. Alles in allem ist X-Women ein durch und durch gelungener Comic, der Laune macht und gerne nochmals gelesen werden will. Das Experiment ist geglückt.
9 von 10 Punkten.