|
Titel: Believers
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Von Anfang der 1990'er bis in die frühen 2000'er gehörten Chris Carters „X-Files“nicht nur zu den erfolgreichsten phantastischen TV-Shows, sondern waren für das neuere Mystery-Genre gleichsam stilprägend, sodass die beiden Hauptprotagonisten –Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) –geradezu ikonischen Status erlangten. Schon damals beschränkte sich das Franchise nicht auf die Ausstrahlung und den Verkauf der Show, sondern Comics, Romane und eher bizarre „Sachbücher“trugen ihren Teil zur Popularität der X-Files bei.
Davon, dass das Ende der TV-Show nicht zwangsläufig des Ende des Mythos' bedeuten muss, zeugen zwei –eher schwache –Kino-Filme, sowie das vorliegende Comic, welches –befeuert durch den Erfolg ähnlicher Projekte z.B. im „Buffy“- oder „Angel“-Franchise –die Handlung der abschließenden (9.) TV-Staffel mit anderen Mitteln und vor allem ohne große Investitionen weiterspinnt.
Nachdem die X-Akten geschlossen worden sind, fristen Fox Mulder und Dana Scully unter dem Decknamen Anthony und Dana Blake fernab des FBI das Leben eines eher betulichen Ehepaars. Während Dana im Krankenhaus als Ärztin ihre Brötchen verdient, vermittelt Fox nach wie vor den Eindruck, das Leben auf die leichte Schulter und mit einem lockeren Spruch auf den Lippen zu nehmen –von seiner geplanten Autobiografie steht aber immerhin schon der Titel.
Eines Tages steht ihr ehemaliger Vorgesetzter Walter Skinner –nunmehr im Rang eines Deputy Directors –vor ihrer Tür, um sie über einen Datendiebstahl ungeheuren Ausmaßes in Kenntnis zu setzen: Unbekannte haben die FBI-Server gehackt und sich mutmaßlich in den Besitz sensibler Informationen auch über die X-Akten und aller daran Beteiligten gebracht. Auch wenn Mulder dem Verbrechen und der möglichen Gefahr eher entspannt begegnet, treibt Dana die Angst um ihren Sohn William, den sie vor vielen Jahren zu ihrem und seinem Schutz zur Adoption gegeben hat, dazu, in die Ermittlungen einzusteigen. Und so landet sie nicht nur bei einer aktuellen Patienten und deren kleiner Tochter, die mit ihrem Sohn und den Vorkommnissen in Verbindung zu stehen scheinen, sondern gerät einerseits auch ins Visier einer Organisation, deren Mitglieder offenkundig nicht alle menschlich sind, findet aber andererseits auch einen geheimnisvollen Mitstreiter, der ebenfalls über erstaunliche Fähigkeiten verfügt, der bedauerlicherweise jedoch nicht weniger gefährlich als jene zu sein scheint, gegen die er zu kämpfen behauptet.
Während für Scully ein Kampf ums Überleben beginnt, lässt der Fall Mulder ebenfalls keine Ruhe. Und nachdem er einen Mordanschlag auf Skinner im letzten Augenblick vereiteln konnte, beschließt er, John Fitzgerald Byers, Richard Langly und Melvin Frohike alias „The Lone Gunmen“zu kontaktieren, deren Passion für Verschwörungstheorien und deren technisches Know How ihm in der Vergangenheit schon mehr als einmal den Weg gewiesen haben.
Der vorliegende Sammelband, der die ersten 5 Hefte der 2013 von IDW Publishing ins Leben gerufenen neuen „X-Files Season 10“-Serie umfasst, hinterlässt sowohl künstlerisch, als auch erzählerisch einen ambivalenten Eindruck.
In visueller Hinsicht steht dem groben, fast schon skizzenhaften und eher trübe-zurückhaltend kolorierten Artwork erstaunlicherweise ein vergleichsweise hoher –und hier können Serien wie Buffy, Angel oder David Messinas Star Trek-Comics als Maßstab herhalten - Wiedererkennungswert der Figuren gegenüber, der nicht nur die beiden Hauptprotagonisten umfasst, sondern sich auch auf die Nebenfiguren –Skinner, die Lone Gunmen, Reyes, u.a. - erstreckt.
Handlungsseitig ist zwar die typische „Akte X“-Atmosphäre mit ihrer Mischung aus Mystery, SF, Horror, Verschwörungstheorien und Humor, mit ihren Rätseln innerhalb von Rätseln erkennbar, aber der Grund-Plot mit Gestaltwandlern und Alien-Mensch-Hybriden, denen blaue Strahlen aus den Augen schießen, ist deutlich zu vordergründig, soapy und spacig, um zu ernst genommen zu werden. Dass insbesondere die Lone Gunmen geradezu karikaturhaft überzeichnet wirken, was angesichts ihrer damaligen TV-Show-Interpreation schon verstörend genug ist, ist dabei nur der Tropfen, der das Fass vielleicht nicht zum Überlaufen bringt, aber es zumindest bis zum Rand füllt.
Fazit: Akte X-Fans werden die Geschichte trotz einiger Plot-Schwächen und des gewöhnungsbedürftig groben Artworks mögen; Neueinsteiger sollten sich zuvor besser mit dem Hintergrund vertraut gemacht haben.