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Serie: ~
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Schon als Kind merkte Patricia Delfine, dass sie anders ist. Sie verstand die Natur besser als alle anderen und konnte sogar (wenn auch zunächst nur für ein einziges Mal) mit Tieren reden. Nur allmählich wurde ihr klar, dass sie eine Hexe ist, doch leider gab es niemanden, der sie lehren konnte. Die einzige Person an ihrer Schule, die ein ähnlicher Außenseiter und Sonderling war wie sie, war Laurence Armstead, ein Nerd und Technikfreak. Schon in der Schulzeit gelang es ihm eine Zeitmaschine zu entwickeln mit der er 2 Sekunden in die Zukunft reisen konnte und in seinem Kleiderschrank hatte er eine künstliche Intelligenz versteckt. Auch er wusste, dass er anders war und auch er suchte jemanden, der ihn ausbilden würde. So entwickelte sich eine seltsame Freundschaft zwischen den beiden Gegensätzen, die jedoch gegen Ende der Schulzeit zerbrach, als die Unterschiede und Lebensentwürfe zwischen beiden zu groß wurde.
Patricia und Laurence durchlebten unterschiedliche Krisen, bis sie sich als Erwachsene in San Francisco wiederfanden. Die Erde befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in einer ökologischen Katastrophe: tektonisch war der ganze Planet in Bewegung und ganze Landstriche versanken im Meer. Patricia und Laurence versuchten mit Gleichgesinnten die Katastrophe zu verhindern, doch beide Lager, obwohl sie beide die Erde retten wollten, standen sich feindlich gegenüber (wobei das Wissen um die jeweils andere Fraktion begrenzt war).
Das Buch ist eigenartig und es dürfte eigentlich gar nicht funktionieren, denn durch diese fast schon klischeehafte Gegenüberstellung von Magie und Technik scheint das Scheitern vorprogrammiert zu sein. Es gibt andere Werke, wie z. B. die Kate Daniels Reihe von Ilona Andrews, in der die Gegensätzlichkeit von Magie und Technik wesentlich besser umgesetzt wurde. Und dann ist da noch die Einführung des Assassinen Theodolphus Rose, der in einer Vision (noch ein weiteres Klischee der Fantasy) beide Kinder im Zentrum der Weltzerstörung gesehen hat. Er will aus diesem Grunde beide umbringen und das macht den Aufbau der Geschichte gewiss nicht besser. Anhand dieser Beschreibung möchte man ein grottenschlechtes Stück Literatur erwarten. Tatsächlich aber kam ein recht gelungenes Buch heraus. Die Sache mit dem Assassinen klärt sich zum Glück recht schnell und man fragt sich, warum der Lektor nicht Ganze nicht gleich rausgestrichen hat. Wirklich punkten kann die Autorin jedoch mit ihren Beschreibungen der inneren und äußeren Welt der beiden Protagonisten, denn hier liegt ihr wahres Talent. Dem Leser sind beide Figuren sehr schnell sehr nahe und man wird mitgerissen. Und auch wenn die Buchaufteilung etwas holprig ist und die einzelnen Abschnitte nicht stark genug verbunden sind, so trägt der Spannungsbogen doch recht gut bis zum Ende des Romans. All diese Zutaten verleihen dem Buch einen märchenhaften Charakter. Es gibt viele Elemente, die darauf hindeuten, wie sprechende Tiere oder aber die Aufgabe, die sich beide auferlegt haben und nun lösen mussten. Ich denke, dass dies auch der Grund ist, warum der Roman überhaupt überzeugen kann.
Autorin Charlie Jane Anders beschert mit ihrem ungewöhnlichen, märchenhaften Erstlingswerk dem Leser einige Stunden guter Unterhaltung. Ob das Buch empfohlen werden kann, ist schwierig zu sagen, denn dies hängt in erster Linie von der persönlichen Wertung der positiven und negativen Seiten dieser Geschichte ab und je nachdem kann dies das Lesevergnügen steigern oder eben nicht.
7 von 10 Punkten