Reihe: Bodyfinder, Band 2 |
Inhalt/Verlagsinfo
Als Violet die Leiche eines ermordeten Jungen entdeckt, zieht sie unweigerlich die Aufmerksamkeit des FBI auf sich. Nur widerstrebend bietet sie ihre Unterstützung bei den Ermittlungen an. Sie weiß, dass sie mit äußerster Vorsicht vorgehen muss, um ihre Gabe, die Aura der Toten wahrzunehmen, geheim zu halten. Doch schon bald geht es um sehr viel mehr: Ihre Beziehung zu Jay ist in Gefahr ... und ihr Leben. (Bild- und Textquelle: Coppenrath Verlag)
Über die Autorin
Kimberly Derting lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern im Nordwesten der USA, in einem Ort direkt am Pazifik, der für sie als Inspiration vieler dunkler und geheimnisvoller Geschichten dient.
Mehr Infos gibt es auf:
www.kimberlyderting.com und www.bodyfinder.de
Rezension
Der erste Satz: Violet kniete über dem gefrorenen Boden.
Drei Monate sind seit dem denkwürdigen Schulball vergangen. Dachte Violet damals noch, sie hätte Jay für immer verloren, sind die beiden jetzt ein glückliches Paar. Jay weiß von Violets Gabe. Sie kann Tote und deren Mörder mithilfe eines Echos, das bei jedem Toten/Mörder individuell ist, aufspüren. Diese Gabe belastet Violet sehr, doch zum Glück bleibt sie gerade von unliebsamen Überraschungen verschont. Das ändert sich, als Violet mit einer Freundin nach Seattle fährt und dort das Echo eines toten Kindes in einem Container wahrnimmt. Weil es sehr sonderbar erscheint, dass Violet das Kind finden konnte wird bald eine Ermittlungseinheit des FBI auf Violet aufmerksam. Soll sie ihre Gabe öffentlich machen, und mit dem FBI zusammenarbeiten? Und warum stellt jemand Violet nach und belästigt sie? Während Violet sich immer mehr in ihre Geheimnisse verstrickt, öffnet sie den Beziehungsproblemen zu Jay Haus und Tür.
Der Nachfolgeband zu "Bodyfinder: Das Echo der Toten" startet kurz nach den Ereignissen in Band 1. Diese waren aber abgeschlossen und "Ruf der verloren Seelen" wendet sich einem neuen Geschichtsabschnitt zu. Darum könnte man diesen Teil auch für sich alleine lesen. Vom Verständnis her sollte das gut möglich sein. Man verpasst dann allerdings Violets und Jays Vorgeschichte und deren Beziehungsanfänge und muss sich mit einigen, etwas nüchtern wirkenden Erklärungen zufriedengeben.
Schon beim Prolog wird klar, hier wird es spannend! Auch als Violet in Seattle ein erstes Todesopfer aufspürt, hängt man gebannt an den Seiten. Die Beschreibung von Violets Gabe ist einmalig gut gelungen. Man kann sich sehr bildlich vorstellen, was Violet in den Momenten, in denen Sie ein Echo empfängt, empfindet. Wie schon im Vorgängerband sind diese Momente jeweils schaurig fesselnd. Auch wenn diese Spannung nicht konstant aufrechterhalten wird, lässt sich der Roman sehr schnell und flüssig lesen.
Da Violet und Jay hier ein Paar sind, legt die Autorin viel Wert auf die zwischenmenschliche Beziehung der beiden. Wer von den romantischen Anfängen in Band 1 nicht genug bekommen konnte, darf sich freuen. In "Ruf der verlorenen Seelen" legt Frau Derting nochmals eine Romantikschippe nach. Die beiden sind aber auch süß zusammen! Die Handlung bewegt sich konstant zwischen spannenden Szenen und solchen fürs Herz.
Jay ist ein echter Goldjunge und gibt Violet nicht den geringsten Anlass an ihm zu zweifeln. Für einige Leser mag er sogar vielleicht zu großmütig und liebevoll sein. Er trägt sein Herz einfach am rechten Fleck. Leider konnte es die Autorin nicht lassen, am Beziehungsgerüst zu kratzen, bis der Romantikputz leicht von der Fassade bröckelt. So fangen Violets grundlose Eifersüchteleien schon bald zu nerven an. Diese gipfeln dann in einer Aktion, bei der man sich ernsthaft fragt, ob man beim Lesen etwas verpasst hat. Man fühlt sich völlig grundlos vor den Kopf gestoßen. Merke: Glückliche Beziehungen müssen nicht zwangsläufig diese Dramatik aufweisen, um die Spannung eines Buches zu erhalten. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen wäre hier weitaus befriedigender gewesen. Die Spannung auf Thrillerebene hätte für ein Jugendbuch ausgereicht.
Zum Glück nimmt die romantische Verirrung im Buch nur einen kleinen Teil ein. Die Rückkehr auf den rechten Pfad stimmt einen dann doch ganz versöhnlich.
Die Handlung ist simpel, aber spannend. Immer wieder steigt die Spannung durch eine Entdeckung von Violet sprunghaft an. Die meisten dieser Szenen spielen bei Nacht, so wirkt dieser Jugendthriller atmosphärisch sehr dicht. Der Großteil der Haupt-, bzw. Nebencharaktere ist gut oder ausreichend charakterisiert. Einzig das Ermittlerduo des FBI wird zu stark zurückgehalten. Schreibt man den Ermittlern Sara und Rafe nach dem Einstieg in die Geschichte noch eine tragende Rolle zu, tauchen sie während der Geschichte so wenig auf, dass man ihre Rolle im Roman doch stark hinterfragt. Violets Entscheidung gegen Ende lässt aber hoffen, dass Sara, und vor allem der geheimnisvolle Rafe, im Folgeband noch eine zentrale Rolle spielen werden.
Der Schluss ist wieder sehr spannend, wenn auch vorhersehbar. Gegenüber "Bodyfinder: Das Echo der Toten" hat das Ende einiges an Dramatik und unerwarteten Wendungen eingebüßt. Auch hier ist die Geschichte abgeschlossen, auch wenn viele Personen Violet und Jay in der nächsten "Bodyfinder" Geschichte begleiten werden.
Persönliches Fazit
Meine Seele habe ich an "Ruf der verlorenen Seelen" nicht verloren. Dafür reicht die Geschichte an den grandiosen ersten Teil nicht heran. Ein Rätsel ist für mich außerdem der aus dem Serienzusammenhang gerissene Titel, sowie die unpassende Covergestaltung. Aber gerade wegen dieser Serie habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Violet und Jay sind für mich Dreh- und Angelpunkt des Jugendthrillers und machen die Geschichte aus. Trotz Kritik fühlte ich mich gut unterhalten und hatte einige spannende Lesestunden. Für Fans der "Bodyfinder"-Serie unbedingt zu empfehlen. Von mir gibt es knappe, aber ganz und gar nicht seelenlose 4 von 5 Sternen.