Reihe: Die zweite Chronik von Thomas Covernant Besprechung / Rezension von Holger M. Pohl |
Thomas Covenant ist immer noch krank. Zehn Jahre ist es her, seit er das letzte Mal von Triock ins Land gerufen wurde. Zehn Jahre in denen er mit der Lepra durchs Leben geht. Seine Ex-Frau Joan ist zu ihm zurückgekehrt, doch sie ist nicht mehr sie selbst; sie ist besessen. In dieser Situation begegnet ihm Linden Avery, einer Ärztin, die ihr eigenes Schicksal zu meistern hat. Und die von einem alten Mann angesprochen wurde, der ihr sagte: "Bleib’ getreu!" Als Thomas Covenant das hört, ahnt er was geschehen wird. Doch er ahnt nicht wie. Denn Lord Foul der Verächter beginnt seine Macht auf unsere Welt auszudehnen. Noch aber ist er unter dem Bogen der Zeit gefangen und braucht das Weißgold, um sich zu befreien. Und so zwingt er Thomas Covenant im Austausch für das Leben seiner Ex-Frau zurück ins LAND. Linden Avery muss ihn begleiten, ohne zu wissen warum oder weshalb ...
... und sie kommen in ein LAND, das Thomas Covenant nicht wiedererkennt. 4000 Jahre sind vergangen und fast nichts ist noch so, wie der Zweifler es einmal kannte: es gibt keine Lords und keine Bluthüter mehr, keine Riesen und keine Ranyhyn mehr, nur noch Elend und Verderbtheit: das Sonnenübel! Eine von Foul geschickte Krankheit für das Land.
Alles was früher einmal positiv war wurde ins Gegenteil verdreht, entweder tatsächlich oder doch im Denken der Bewohner des Landes. Auch Thomas Covenant ist nicht mehr der, der er einmal war: der besondere Blick, die besonderen Sinne für das Land gehen ihm ab. Doch diese besitzt nun Linden Avery. Thomas Covenant erkennt, dass nicht mehr er es ist, der die Entscheidungen trifft. Durch seinen Handel mit Lord Foul um das Leben seiner Ex-Frau hat er die Freiheit der Wahl aufgegeben. Indes, er ist immer noch der Träger des Weißgolds, doch die Macht des Weißgoldes in ihm wächst und er kann sie nicht kontrollieren. Und auf das Weißgold hat es Lord Foul nach wie vor abgesehen, den nur mit dem Weißgold ist er in der Lage, den Bogen der Zeit zu zerbrechen. Oder er bringt Thomas Covenant dahin, dass dieser es für ihn tut.
Alles, was der Zweifler am LAND liebte, ist dahin. Er wird den verderbten Nachfahren der Lords begegnen; er wird Hohl, ein mysteriöses Wesen, geschaffen von Bösen, als Begleiter erhalten; er wird den Riesen wieder begegnen, die auf der Suche nach ihren Artgenossen sind, die einmal im LAND lebten. Und er wird an Bord des Riesenschiffes "Dromond" das LAND verlassen, um sich auf die Suche nach dem Einholzbaum begeben, um einen neuen Stab des Gesetzes zu erschaffen.
Am Ende steht er Lord Foul dem Verächter gegenüber, im letzten Kampf. Und er wird erkennen, worin die Macht des Weißgolds wirklich besteht. Oder in wem.
Stephen R. Donaldsons Die Zweite Chronik von Thomas Covenant dem Zweifler knüpft zehn Jahre später an die Ereignisse der "Ersten Chronik" an. Zehn Jahre in Thomas Covenants Welt! Im LAND sind aber 4000 Jahre vergangen!
Die "Zweite Chronik" erreicht nicht mehr die imaginative Dimension der Ersten Chronik". Zu sehr hat sich das LAND, zu sehr hat sich Thomas Covenant verändert. Doch sie ist ebenso spannend geschrieben und bietet wie schon die "Erste Chronik" Fantasy vom Feinsten.
Die "Zweite Chronik" besteht wiederum aus drei Bänden: Das verwundete Land (engl. Original: The Wounded Land), Der einsame Baum (engl. Original: The One Tree) und Der Bann des Weißen Goldes (engl. Original: The White Gold Wielder) und erschien zwischen 1980 und 1983 im englischen Original und 1984/1985 in der deutschen Übersetzung wieder bei Heyne.
Anders als in der "Ersten Chronik" verbleibt Thomas Covenant über die gesamte Handlung im LAND. Die Handlung der "Zweiten Chronik" ist nicht mehr ganz so komplex wie die "Erste Chronik" und auch nicht mehr so verwirrend. Insgesamt läuft sie geradliniger und mit wesentlich weniger Hauptpersonen auf das Ziel hin: die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Thomas Covenant und Lord Foul dem Verächter. Und wenn diese vorüber ist, ist auch die Geschichte vorbei. Es gibt keinen erneuten Aufguss und kein erzwungenes Sequel und keine langweilende Fortsetzung. Anders als die vielen Endlos-Zyklen hat Die Chronik von Thomas Covenant dem Zweifler ein Ende. Doch gerade das macht auch den Reiz der Geschichte aus. Sie hat ein Ende - dem man entgegen fiebert.
Wie ich bereits sagte: Ich kann Die Chroniken von Thomas Covenant dem Zweifler von Stephen R. Donaldson jedem Fantasy-Fan nur wärmstens empfehlen.