Titel: Fesseln des Verrats, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Judith Gor |
Klappentext
Der Oberschüler Yuki Sakurai ist als Waise aufgewachsen. Er ist zwar einsam, aber im Waisenhaus beliebt bei den kleineren Kindern und den Erziehern eine Hilfe. Bis eines Tages geheimnisvolle Fremde in sein Leben treten und das Gefüge seines Alltags durcheinanderwirbeln. Von seinem früheren Freund Utsuki geht eine mysteriöse Bedrohung aus und seltsame Dinge geschehen.
„Zu viel Leid, zu viel Schmerz, ich möchte endlich frei sein. Wie ein Vogel die Lüfte erklimmen und die Welt von außen betrachten “
Die Mangaka Hotaru Odagiri kennt man vielleicht schon von „Only the Ringfinger Knows“, einem Manga zur gleichnamigen Nippon Novel. Mit „Fesseln des Verrats“ ist Frau Odagiri nun allein unterwegs - und macht ihre Sache gar nicht mal schlecht!
Der Zeichenstil ist, wie gewohnt, atemberaubend. Den Leser erwarten feine, detaillierte Zeichnungen - doch auch kleine lustige Comiceinlagen kommen nicht zu kurz. Hier wird die richtige Mischung getroffen: zum Anschauen ein Hochgenuss! Und die Charaktere gefallen optisch extrem gut.
Was taugt nun aber die Geschichte hinter den schönen Bildern? Der Protagonist Yuki ist eine zarte Seele, beinahe der Inbegriff eines Gutmenschen. Mit seinem gelegentlichen Selbstmitleid kann er dem Leser ganz schön auf die Nerven gehen - wobei gerade seine Einsamkeit und die daraus resultierende Depression den nötigen Gegenpol zu seiner freundlichen Art darstellen. Im Laufe der Geschichte entwickelt man ein gewisses Verständnis für seine teilweise übersensiblen Reaktionen - und als er endlich Zess kennen lernt, erwartet den geneigten Leser ein leiser Anflug von Shônen Ai. Wobei an dieser Stelle gesagt sei, dass - zumindest in den ersten beiden Bänden - Yuki leider nicht kapiert, was der attraktive Dämon Zess für ihn empfindet.
Yuki wird aus seinem alltäglichen Leben herausgerissen und macht Bekanntschaft mit seiner „Familie“ - jungen Leuten, die, wie er, besondere Fähigkeiten besitzen und schon Ewigkeiten gegen Dämonen kämpfen. Klingt erst einmal fürchterlich abgedroschen, ist aber gut und mehr als ansprechend umgesetzt. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, wodurch für jeden Leser jemand dabei sein dürfte. Die komischen Situationen, die sich durch die Eigenarten jedes einzelnen ergeben, lockern die düstere Geschichte gekonnt auf - die Stimmung schwankt zwischen kleinen Lachern und Spannung. Man schafft es kaum, das Manga aus der Hand zu legen - muss man auch nicht! In etwa ein bis zwei Stunden ist der geübte Leser durch und wird nach dem nächsten Band hungern.
Fazit:
Am ehesten zu vergleichen ist „Fesseln des Verrats“ wohl mit X / 1999 von Clamp, zumindest was die düstere Atmosphäre angeht. Wer nichts gegen das Thema „ewiger Kampf zwischen Gut und Böse“ hat, wird auch hieran seine Freude haben. Die Thematik ist gekonnt umgesetzt, der Zeichenstil genial und die kleinen persönlichen Geschichten üben einen besonderen Reiz aus. Für Dark-Fantasy-Mangafans absolut empfehlenswert.