Serie: Zombillennium, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
An diesem Tag hätte Aurelian Zahner besser im Bett bleiben sollen: zunächst läuft sein Überfall auf ein Bistro gewaltig schief, da er von einem Augenblick auf den anderen, statt eines Revolvers eine Südfrucht in den Händen hält, und dann wir er beim Überqueren der Straße totgefahren, nur um kurz darauf in einer Limousine in Gesellschaft dreier bemerkenswerter Geschöpfe – eines Vampirs, eines Skeletts und einer Mumie – zu „erwachen“, die ihm gleich zu seiner neuen Anstellung als Zuckerwatteverkäufer des Freizeitparks „Zombillennium“ gratulieren.
Doch vor die Arbeit haben die Götter nicht nur den Schweiß gestellt, sondern die Entscheidung, ob man Aurelian besser als Werwolf oder als Vampir – von denen es nach Ansicht des Werwolfvertreters schon genug gibt – einstellen soll, eine Entscheidung, die sowohl in einem Streit als auch eine heftige Beißerei mündet, an deren Ende Aurelian wie ein Sieb aussieht und zu etwas gaaannnnnz anderem geworden sein wird.
Sei es wie es sei; nach einer kurzen Führung findet sich Aurelian in fröhlich gestreifter Uniform hinter seinem Zuckerwattestand wider, muss allerdings schnell erfahren, dass der Job insgesamt einige Nachteile bringt: gekündigt wird durch Pfählen oder Silberkugel, Zuspätkommen wird durch sofortiges „In-Flammen-aufgehen“ sanktioniert. Glücklicherweise hat Aurelian im Boss des Unternehmens – einen geheimnisvollen Typen namens Behemoth – einen wohlgesinnten Fürsprecher und mit der bezaubernden Hexe Gretchen eine fürsorgliche Führerin durch die Welt der allzu menschlichen Ungeheuer.
Unlängst erschien von Arthur de Pins bei Splitter „Der Marsch der Krabben – Unter erschwerten Bedingungen“. Da dieses Album für mich bis dato das humoristische Comic-Highlight des Jahres 2012 gewesen ist, führte letztlich kein Weg an „Zombillennium - Gretchen“ vorbei. Und in der Tat, die Geschichte um den Dämon wider Willen und seine – im wörtlichen Sinne – Kollegen steht der Story über die von der Evolution so böse mitgespielten kleinen Krabben weder in Sachen Humor, noch im Artwork auch nur ein Quäntchen nach.
Ein pointierter, spritziger Dialog jagt den nächsten, urkomische Figuren und Situationen, ein Füllhorn geradezu wahnwitziger Ideen und Slapstick am Fließband sowie zahllose kulturelle und gesellschaftliche satirische Anspielungen treiben dem Leser unentwegt die Lachtränen in die Augen und allein der Wunsch, dem Leser dieser Rezension nicht die Freude an dem Comic zu nehmen, hinter mich daran, auch nur einen der vielen verstecken oder offensichtlichen Gags, von jeder einzelne es wert ist, entdeckt zu werden, auszuplappern.
So genial die Story, so ungewöhnlich und hinreißend das Artwork, welches de Pins mit dem gut zehn Jahre alten „Adobe Illustrator 9.0“ am PC erstellt hat: zunächst einmal führen die Figuren ein quasi konturloses Leben, da die Farbflächen ohne schwarze Umrisse direkt aneinander gesetzt worden sind; und nur, wenn es sich partout nicht vermeiden lässt, sorgt die eine oder andere zarte, pastellene Linie für Formenklarheit. Überhaupt hat der Künstler eine unbestreitbare Präferenz für weiche Pastelltöne, wobei die Panels und Seiten dennoch ein vergleichsweise hohe Farbdynamik aufweisen. Bemerkenswert sind sowohl der Detailreichtum der extrem klaren, scharfen Bilder, als auch die beschwingte Natürlichkeit der Formen, als auch die hohe Präzision in den Perspektiven, im Posing, in den Körperbewegungen und Mimiken der Protagonisten, dank derer jeder der Gags perfekt getimt wirkt.
Fazit: Wer Tränen lachen und sich an einem außergewöhnlichen Artwork erfreuen will, der kommt um diesen ersten „Zombillennium“-Band nicht vorbei.