Serie/Zyklus: Dune - Der Wüstenplanet Besprechung / Rezension von Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Selten zuvor hat eine geplante Fortsetzung für derartige Tumulte im Fandom gesorgt wie im vorliegenden Fall: als Frank Herberts Sohn Brian bekannt gab, dass er zusammen mit Kevin J. Anderson (den Meisten sicherlich durch seine Romane zu Akte X und Star Wars ein Begriff) eine Trilogie schreiben wolle, die sich - hier liegt ein Vergleich zu Krieg der Sterne auf der Hand - als Prequel zu dem Werk seines Vaters versteht, brach ein Sturm der Entrüstung los. Teilweise konstruktiv, meist jedoch eher unter der Gürtellinie angesiedelt, wurden die Autoren mit Kritik überschüttet, bis sich langsam die Erkenntnis durchsetzte, man solle doch erst einmal auf das Endprodukt warten und sich dann selbst eine Meinung bilden.
Zeitlich drei bis vier Jahrzehnte vor den Ereignissen in Dune angesiedelt, wird in dem vorliegenden Auftaktband (dem House Harkonnen und schließlich Spice War folgen sollen) die Basis für all das gelegt, was Frank Herbert vor 35 Jahren in seinem weltberühmten Zyklus geschaffen hat. Durch diesen Trick ist einerseits bei all denjenigen, die mit dem Originalwerk nicht vertraut sind, keinerlei Hintergrundwissen erforderlich, andererseits langweilt man die alten Fans nicht mit Wiederholungen und unnötigen Erklärungen - so weit die Theorie. In der Praxis jedoch wird schnell deutlich, dass sich Herbert und Anderson durch diese selbst auferlegten Zügel zu sehr an die Figuren des Originals klammern und so nicht nur Kreativität, sondern auch Feingefühl vermissen lassen: Personen wie Vladimir Harkonnen werden auf wenige Charaktereigenschaften reduziert und handeln meist auf vorhersehbare Weise. Ein weiterer Nachteil daran, sich auf die Protagonisten von Dune zu konzentrieren, tritt bereits nach wenigen Seiten ans Tageslicht: man fühlt sich mit leichten Kopfschmerzen an Reihen wie Star Trek Kadetten erinnert, wenn ein neunjähriger Duncan Idaho versucht einem Elite-Trupp Soldaten zu entkommen oder wenn sich der jugendliche Leto beim Korallentauchen mit seinem Freund in Lebensgefahr bringt.
An dieser Stelle sollte vielleicht einmal auf die Story selbst eingegangen werden, denn neben der Entwicklung eines Hintergrunds für die einzelnen Charaktere widmet sich das Autorengespann auch imperialen Intrigen und Machenschaften: um das empfindliche Machtgleichgewicht zu seinen Gunsten zu verschieben und nach dem Verscheiden des Kaisers die Fäden des Imperiums fest in den Händen zu halten, plant Kronprinz Shaddam mit Hilfe der abscheulichen Tleilaxu die Besetzung der Technik-Welt Ix, während sein Assassinen-Freund Fenring dafür sorgt, dass der Tag der Inthronisation Shaddams in nicht allzu weiter Ferne liegt. Parallel dazu werden auch die Zuchtprogramme der Bene Gesserit, die Ausbildung der Navigatoren und das Leben der Fremen näher beleuchtet, doch wie der Titel des Buches vermuten lässt, liegt das Hauptaugenmerk auf Leto Atreides und seinen ersten Jahren als Herzog.
Eine Wertung des Romans ist sicherlich keine einfache Angelegenheit, doch auch wenn man ihn - ohne einen Vergleich zum ursprünglichen Zyklus zu versuchen - einer objektiven Betrachtung unterzieht, bleibt wenig Positives zu berichten: sicherlich haben sich die Autoren bemüht, die Charaktere des Originals erneut zum Leben zu erwecken, doch aufgrund den bereits geäußerten Kritikpunkten bleibt es bei einem bloßen Bemühen. Auch stilistisch kann House Atreides nicht wirklich überzeugen, zu plump wirkt das Ganze. Da drängt sich einem die Frage auf, ob denn solch ein Prequel wirklich vonnöten gewesen ist. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die gefundenen Notizen Frank Herberts zu seinem geplanten siebten Band zu verwerten anstatt eine seichte Vorgeschichte zu fabrizieren?
Hätten andere Punkte auf der Zeitlinie wie beispielsweise der Krieg gegen die Denkmaschinen nicht genügend Material geliefert und den Autoren gleichzeitig bedeutend mehr Entfaltungsspielraum gelassen? All dies sind Fragen, die sich das Autorenduo gefallen lassen muss, denn beim Lesen beschleicht einen das Gefühl, dass das vorliegende Werk weniger als Andenken an Brians Vater als primär aus materiellen Überlegungen heraus entstand - auch angesichts des Vermarktungsaufwandes und dem mutmaßlich recht ansehnlichen Autorenhonorar.
Bewertung: 6 von 10 Punkten
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