Serie: Incognito, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Ex-Superschurke Zack Overkill hat nach seiner Läuterung das Zeugenschutzprogramm verlassen und arbeitet nun incognito für den Special Operations Service – kurz: S.O.S. -, wobei die toughe Zoe Zeppelin nicht nur die Rolle seiner Führungsoffizierin, sondern auch die seiner Bettgespielin einnimmt. Und als seine Vorgesetzte hat sie einen neuen Auftrag für Zack: er soll erstens den Morden und Bombenanschlägen nachspüren, durch die ein mutmaßlich toter Schurke vergangener Zeiten – Lazarus –, zu welchem Zack zudem auf eine bisher unergründete Art und Weise in Beziehung steht, die Stadt heimsucht; zweitens soll er Simon Slaughter heim in den Schoß der S.O.S. holen, nachdem der Undercover-Agent die Seiten gewechselt und sich zum Führer der internationalen Terrororganisation Level9 aufgeschwungen hat, einer Organisation, die sich mit den Leuten Black Deaths – Zacks inhaftiertem Erzfeind – einen brutalen Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft in der Unterwelt liefert.
Um seine Missionen zu erfüllen, muss Zack selbst wieder tief in den Sumpf des Verbrechens eintauchen, wobei seine Gegner Legion zu sein scheinen: nicht nur, dass ein neuer Lazarus seine blutige Spur zieht, auch alte Freunde und Kampfgefährten aus Schurkenzeiten erweisen sich ein ums andere Mal als Verräter, da Black Death nach wie vor ein immenses Kopfgeld auf den Agenten ausgesetzt hat; zudem stellt sich Simon Slaughter ebenfalls als ein alles andere als verbrecherisches Leichtgewicht heraus.
"Incognito: Bad Influence", der neuste Wurf des Hardboiled-Dream-Teams Ed Brubaker und Sean Philips tauchte 2010 auf der Nominierungsliste zum "Eisner Award" immerhin drei Mal auf und trug maßgeblich zur Auszeichnung Brubakers als "Best Writer" bei.
Die Story selbst kommt in gewohnter Manier als düsteres Crossover zwischen klassischem Hardboiled-Setting und Super-Helden-Comic daher, wie wir es schon aus der extraordinären Sleeper-Reihe (dt. bei Cross Cult) der beiden Kreativen kennen. Wie gehabt bereichern nicht nur grafische wie erzählerische Anspielungen auf die us-amerikanische Pulp-Ära im Generellen die Geschichte, sondern unverkennbar sind auch deutliche Parallelen zu "Sleeper" sowohl in der Figurenkonstellation als auch in der Anlage des Settings, wobei allerdings nicht nur Zack Overkill deutlich weniger gebrochen als Holden Carver wirkt, sondern "Incognito" insgesamt leichter und superheldischer daherkommt, auch wenn explizite Manifestationen echter Heldenkräfte für die Handlung keine Rolle spielen – selbst Zacks Fähigkeiten bleiben letztlich vollkommen unausgelotet.
Zum Artwork Sean Phillips braucht man nicht vielmehr sagen, als dass es mit seinem leicht kantigen Duktus, den ausdrucksvollen Verschattungen sowie den markanten Details wie gehabt das Düstere der Story sowie die Zerrissenheit der Hauptfigur nahezu perfekt visualisiert. Nicht ohne Grund finden diese beiden Ausnahmekünstler des amerikanischen Mainstreams ein ums andere Mal zusammen.
Fazit: Eine spannende, exzellent visualisierte Story an der Grenze zwischen Crime Noir-, Hardboiled- und Superhelden-Setting, die verglichen mit Brubakers Sleeper-Reihe allerdings deutlich weniger düster und pessimistisch wirkt (was aber immer noch deutlich düsterer als der durchschnittliche Mainstream ist)