Serie: Black Jack, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel
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Während sich Alfonso, Vitto, Kröte und Peanuts auf ihrer Flucht vor der Mafia und der Polizei im "Blue Bell"-Viertel verbergen, erfährt Laura durch den korrupten, aber nicht gänzlich verdorbenen Detective Brootman von der finanziellen Bredouille, in der die vier Jungen stecken.
Das patente Mädchen schlägt daher Alfonso, welcher mittlerweile in Besitz einer Pistole ist, vor, des Nachts den Safe im Hotel ihres Vaters auszurauben, in dem Toto Moreno mutmaßlich Tausende von Dollars aus dem Besitz Al Capones gebunkert hat, um mit dem gestohlenen Geld ihre Schulden bei der Mafia zu begleichen. Tatsächlich scheint der riskante Plan von Erfolg gekrönt, als während des Einbruchs Lauras Vater im Schankraum auftaucht, nachdem er ein Geräusch gehört hat.
Alfonso schlägt den Alten im Dunkeln nieder und drei der Diebe fliehen sofort in die Nacht; Peanuts jedoch, der kleinste der Freunde, findet den Mut, den Safe leer zu räumen und erst dann zu verschwinden, kurz bevor Moreno und seine Schergen im Hotel auftauchen und Lauras Vater blutend in einer Ecke finden. Sofort ahnt der Mafiosi, dass Laura und ihre Freunde hinter dem Coup stecken müssen, weil er sich daran erinnert, dass ihn das Mädchen dabei beobachtete, wie er das Geld in Safe legte. Als der Verbrecher seinen Leuten daher den Auftrag erteilt, das Mädchen zu suchen, stürzt sich der Alte verzweifelt und hilflos auf den skrupellosen Mafiosi, der nicht eine Sekunde zögert, seinen Revolver einzusetzen.
Steve Cuzors Blick auf die Kehrseite des amerikanischen Traums in einer von Gewalt geprägten amerikanischen Großstadt Ende der 20'er Jahre des letzten Jahrhunderts findet im zweiten Band der Reihe seine stimmige und stimmungsvolle Fortsetzung. Nicht nur, dass sich die Lage der Kinder zuspitzt und sie immer stärker zu Getriebenen werden, sondern Dramatik und Tragik werden zu maßgeblichen Kennzeichen fast aller zwischenmenschlichen Beziehungen in dieser Gemengelage aus Gewalt, Verbrechen und Armut; lediglich die Freundschaft der Jungen bildet ungeachtet der persönlichen Probleme einen Ruhepool, einen Fels in der Brandung einer kaputten Welt.
Herausragend ist wiederum das Artwork Cuzors. Seine ausdrucksstarken, leicht reduzierenden Zeichnungen transportieren in ihren Formen, Figuren und Blickwinkeln sowohl Zeit- und Ortskolorit, als auch in zahlreichen Szenen ein regelrechtes Kinofilm-Feeling. Augenfällig ist, dass die Koloration im zweiten Album einen Deut kräftiger, der Farbauftrag einen Hauch satter wirkt als im ersten Band, was möglicherweise an einer anderen Papierqualität liegen mag.
Fazit: Eine atmosphärisch bestechende, spannende und anrührende Geschichte über Freundschaft in einem verarmten, düsteren Milieu im Amerika des Jahres 1929.
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