Reihe: Lucky Luke, Band 89 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Wie kam Lucky Luke zu seinem Namen, wie entstand die Freundschaft zu seinem Partner und Pferd Jully Jumper? Wie entstandt der Mann, der schneller schoss, als sein Schatten? All diese Fragen beantwortet der offizielle Morris-Nachfolger Achdé im 89. Lucky Luke Band "Lucky Kid". Der Band ist nun der dritte, der sich der Kindheit des einsamen Cowboys widmet. Während "Lucky Kid" ursprünglich als eigenständige Spin-Off Serie konzipiert wurde, erschienen sie insbesondere in Deutschland innerhalb der "normalen" Reihe.
In einem 6-Seiter über Lucky Lukes Geburt und seinen ersten Tagen als Findelkind und darauf folgenden 35 einseitigen Kurzgeschichten erzählt der französische Zeichner Szenen aus Lucky Lukes Kindheit. Unter jeder einseitigen Geschichte findet sich ein schlauer Spruch, der dem Leser offenbar etwas Wissen über den Wilden Westen vermitteln soll. Dabei lernt man zum Beispiel, das nach einem Regen Westernstädte schlammig werden oder die wohlhabensten Männer in den Städten Waffenhänder und Totengräber waren. Das steigert nicht unbedingt das Niveau des neuen Albums und lässt es in dem Licht erscheinen, unter das es gestellt werden sollte: Ein Kinderbuch.
Allzubrav sind die Gags - ledliglich einer auf 47 Seiten kann etwas von dem frechen Witz der Morris.Zeit transportieren. Schade, denn die Qualität der Zeichnungen sind so schlecht nicht. Zwar wirken Achdés Konzepte etwas simplifizierter als die des Großmeisters Morris, jedoch fügen sich die Grafiken recht gut ein. Unterschiede entdeckt man erst auf den zweiten Blick. Und natürlich darf und kann Achdé anders sein, denn eine reine Kopie von Morris ist weder wünschenswert noch sinnvoll. Die entsprechenden Kritiken, die man hierzu findet, finde ich teilweise zu engstirnig und übertrieben, manchmal habe ich den Eindruck, das man an Weiterentwicklungen nicht interessiert ist, sondern nur am Althergebrachten festhalten möchte.
Die Entwicklungen, die die Serie allerdings in den letzten Ausgaben inhaltlich machte, sind schon zu kritisieren. Der damals übliche Glimmstengel zwischen den Lippen Lukes wich einem politisch korrekten Grasstengel und die Gags wurden immer braver und konservativer. Hier würde ich mir wieder wesentlich mehr Witz wünschen. Zwar muss dieser nicht so arg chaotisch sein, wie in den Rantanplan-Comics, aber das, was zum Beispiel im vorliegenden Band geboten wird, ist für Kinder und jugendliche Leser altersgerechter Humor - um es höflich auszudrücken. Altgediente Leser von des Zeichner 6 Autorenduos Morris/Goscinny werden sich kopfschüttelnd abwenden. Frecher! Wagemutiger! Bitte!