Titel: Noli me Tangere, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die Geschichte des Comics dreht sich um den ehemaligen Soldaten Zyke, der eines Tages in einem Hospital erwacht und sich von froschgesichtigen Außerirdischen umgeben sieht. Entsetzt flüchtet er aus dem Krankenhaus und entdeckt, dass seine Heimatstadt von diesen Aliens, die er als Feinde bekämpfte, bewohnt ist. Auch seine Freundin ist plötzlich ein Alien, und so flieht er verstört in die Häuserschluchten seiner ihm ehemals bekannten Stadt.
Dort trifft er Sonic, die ähnlich wie er aus dem Hospital floh - und wie ein normaler Mensch aussieht. Was ist hier geschehen und welche Rolle spielt "Doc", der Arzt im Krankenhaus?
Die erste Comicveröffentlichung von Robert Heracles hat vordergründig eine Gehimwaffe zum Thema, die einen am Rande thematisierten Krieg mit den oben erwähnten Aliens unterstützen soll. Hintergründig geht es um die Bereiche Rassenhass und Moralität, die am Beispiel der an den Außerirdischen verübten Experimenten dargestellt werden. Aufgrund der Kürze des Comics geschieht die Wandlung von Zyke vom Saulus zum Paulus jedoch recht flott und nahe an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit. Hier hätte man sich mehr Zeit lassen müssen, die Gedankengänge des Protagonisten glaubhaft darzustellen.
Der Stil der Zeichnungen ist entwicklungsfähig. Ihre Darstellung wechselt zwischen ganz guten Panels bis hin zu Grafiken eines Jugendlichen, der in der Pause an seinen Fähigkeiten übt. Hauptkritikpunkt ist in meinen Augen die Darstellung menschlicher Körper, die von Panel zu Panel unterschiedlich rüberkommen und übergreifend einfach zu kindlich wirken. Die Perspektiven, eine große Schwierigkeit beim Zeichnen, stimmen jedoch fast immer, so dass hier nur vielleicht mehr anatomische Übung vonnöten ist, um wirklich gute Zeichnungen abzuliefern. Auch sollte Robert Heracles mehr an der Ausarbeitung von Hintergründen arbeiten. Grundsätzlich ist der Comic jedoch okay und erfüllt seinen Hauptzweck: Er unterhält gut! Passend zum Comic und dessen Stil sind die kräftigen Farben und dicken Schattenstriche gewählt.
Der Verlag thenextart hat es sich zum Ziel gesetzt, junge Comickünstler zu fördern und ihnen eine Basis, eine Plattform für hochwertige Veröffentlichungen zu geben. Dies ist bei Robert Heracles gelungen, denn in ihm sehe ich Potential, richtig gute Storys abzuliefern. Und darauf freue ich mich!
Insofern kann und muss man auch "Noli me Tangere" eine Chance geben und sollte einen Blick in die Erstveröffentlichung eines Comiczeichners werfen.