Serie: Angel - Nach dem Fall Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Die Story des vorliegenden Tradepaperbacks schließt die Lücke zwischen dem Finale der fünf Seasons umfassenden Angel-TV-Show und der sechsten, in Comicform publizierten Staffel, schlägt also den Bogen vom bevorstehenden Entscheidungskampf zwischen Angel sowie seinen Mitstreitern auf der einen und den Partnern Wolfram & Harts auf der anderen Seite bis hin zur Inthronisation Spikes als Herrscher von Beverly Hills.
Kurz nachdem Los Angeles in eine Höllendimension versetzt wurde, ziehen Spike und Illyria durch die Straßen der brennenden Stadt und erledigen gleichsam en passant Dämonengesindel bzw. Möchtegern-Lords mit soviel Enthusiasmus, dass sich schon bald eine steigende Anzahl von Menschen unter ihren Schutz begibt. Auch wenn Spike deswegen keine Freudentänze veranstaltet, so fühlt er sich doch verantwortlich und ist daher bemüht, für seine Anhänger eine sichere Zuflucht zu finden.
Es läuft tatsächlich auch mehr recht als schlecht, bis sich der Gruppe die Dämonette Non mit ihren weiblichen Anhängern in den Weg stellt, den Menschen in Spikes Umgebung die Lebenskraft aussaugt, den Vampir gefangen nimmt, um anschließend lustige Folterspielchen mit ihm zu veranstalten.
Während seiner Torturen erkennt Spike immerhin, dass die Anhängerinnen der Dämonin eigentlich gar nicht so übel drauf sind, sondern lediglich unter einem telepathischen Bann stehen. Sollte es ihm gelingen, Non zu töten, wäre der Rest ein Kinderspiel. Allerdings hat Spike zwei Probleme: Erstens ist Illyria heftig angeschlagen und wechselt ständig zwischen ihrer dämonischen Erscheinung und ihrem sterblichen Winifred-Burkle-Alter-Ego hin und her und zweitens hängt er in Ketten an der Wand eines Kellers.
Während Angel - abgesehen von seinen Angelus-Phasen - immer der eher weicheierige Kuscheltyp für Schwiegermama war, gerierte sich Blondie Spike stets als Enfant terrible und brachte damit ca. 4,58 mal soviel Persönlichkeit auf den Bildschirm wie sein brünetter Feind-Freund.
Autor Bryan Lynch gelingt es überraschend gut, die Ambivalenz, die punkige Attitüde und insbesondere die Coolness des blonden Vampirs einschließlich seiner lockeren Sprüche ins Comic zu transponieren, auch wenn Spike unterm Strich einen Tick zu jovial und freundlich rüberkommt.
Die actionreiche Story selbst ist zwar einfach konstruiert und bietet wenig - zu wenig - erhellende Hintergrundinformationen, könnte aber immerhin auf Grund der Dynamik und Frische für eine TV-Show-Episode Pate stehen bzw. gestanden haben.
Der große Schwachpunkt ist - wie so oft bei Franchise-Comics - das Artwork, denn Franco Urru scheitert regelmäßig daran, sowohl eine auch nur ansatzweise überzeugende Ähnlichkeit der Charaktere zu ihren TV-Show-Vorlagen herzustellen, als auch den Figuren wenigstens innerhalb dieses Comics ein einheitliches Erscheinungsbild zu verleihen.
Immerhin entschädigt in redaktioneller Hinsicht eine umfangreiche Galerie aus unkommentierten Skizzen, Cover-Bildern und Guest-Artist-Impressionen für Urrus unzulängliches Artwork.
Fazit: eine lockere, dynamische Geschichte, deren Unterhaltungswert bedauerlicherweise durch das mäßige Artwork gemindert wird.