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Serie / Zyklus: ~
Eine Besprechung / Rezension von S. F. Pfeffer |
2004. Landeanflug. Du sitzt als Letzter im Cockpit des Space-Shuttle. Ruckend zerrt der Wind an den Tragflächen. Die anderen sind schon abgesprungen. Mit rauchenden, versagenden Triebwerken hängt der Vogel kilometerhoch über der Mojave-Wüste, fällt dem schrundigen Boden entgegen. Um dich herum schrillen Alarmglocken, gellen Signalsummer, blinken Warnanzeigen. Du denkst an die Challenger, weißt, dass deine Chancen, den Vogel noch sauber herunterzubringen, gegen Null gehen. Und versuchst es trotzdem. Und vergehst in einem glutenden Feuerball. -
Nach einer katastrophalen Shuttle-Bruchlandung soll das NASA-Programm radikal zusammengestrichen werden. Aber inzwischen hat die 1997 gestartete Cassini-Sonde den Saturn erreicht und entdeckt auf dem Saturnmond Titan Spuren organischen Lebens. Eine Überlebende des Shuttle-Unglücks stellt eine Mannschaft engagierter Astronauten für eine letzte, verzweifelte NASA-Mission zusammen, einen Einweg-Flug zum Titan. Nach sechsjährigem Trip voller Strapazen für Mensch und Material erreichen die Wissenschaftler den Titan. Sie sind nun auf sich allein gestellt: Die Erde ist zwischenzeitlich von einem gigantischen Meteoriten getroffen worden, der alles Leben ausgelöscht hat. Doch das echte Abenteuer beginnt erst auf dem Saturnmond. Und endet, wie alles angefangen hat: kosmisch-galaktisch.
Der Brite Stephen Baxter hat mit "Titan" einen Wälzer vorgelegt, der ohne Frage zur technik-orientierten Hard-Science-Fiction zählt. Baxter, angeblich mal selbst Astronautenanwärter bei der NASA, reitet anfangs etwas penetrant auf dem NASA-Tekk-Jargon herum: "Alle vier GPCs sind mit OPS3 geladen und als Redundanz-Verbund zusammengeschaltet. OMS-Daten ausgeprüft." - Noch Fragen? Das hält Baxter aber nicht davon ab, eine spannende Story zu erzählen, die Parallelen zu Arthur Clarkes "2001- Odyssee im Weltraum" aufweist. Bei knapp 900 Seiten bleiben jedoch Längen nicht aus, die - besonders bei einem so umfangreichen Roman - die Lesemotivation ziemlich absenken können. Insgesamt gesehen ist "Titan" eigentlich nur etwas für eingefleischte Freunde der Hard-SF, die was für ausgedehnte Space-Epen übrig haben. Die allerdings finden sich mit Baxters Roman ausgezeichnet bedient.