Serie: Torchwood, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
In der Hoffnung, dass der Relaunch der kultigen, sehr britischen SF-Serie "Dr.Who" im Jahre 2005 einen veritablen Erfolg zeitigen wird, entschloss man sich seitens der BBC schon im Jahre 2006, die Serie "Torchwood" als erwachseneren, düstereren Spin-Off der launigen "Science Fiction"-Show zu produzieren, wobei die Verbindung der beiden Serien im Wesentlichen in der Figur des Captain Jack Harkness besteht, des charismatischen Leiters von Torchwood 3, der im TV von dem gebürtigen Schotten John Scot Barrowman verkörpert wird.
In bisher drei Staffeln – die Ausstrahlung der vierten steht zum Zeitpunkt dieser Rezension kurz bevor -, konnte die Zuschauer am Leben und Sterben des Teams um den unsterblichen Harkness teilhaben. Für den Serien-Fan ergibt sich aus dem relativ späten Zeitpunkt der deutschen Roman-Erstveröffentlichung damit das Problem, dass die meisten Hauptcharaktere innerhalb der Show mittlerweile das Zeitliche gesegnet haben. Ein zweites Problem besteht darin, dass der Roman vor der Ausstrahlung der ersten Staffel in Auftrag gegeben wurde und Peter Anghelides dementsprechend nur rudimentäre Einblicke in das Wesen der TV-Show haben konnte, was man der Geschichte bedauerlicherweise durchgängig anmerkt. Aber dazu später mehr; zunächst ein paar Worte zum Inhalt.
Während Cardiff – walisische Hauptstadt und "zeitweiser" Hauptsitz des Torchwood-Instituts – von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wird, macht ein sadistischer Mörder die Straßen der Stadt unsicher. Als die Torchwood-Agenten den Täter stellen, stürzt sich dieser geradezu entspannt mit einem fröhlichen, "Wir sehen uns!", auf den Lippen von einem Dach.
Ermittlungen im Umfeld des Mannes sowie die Obduktion der radioaktiv verseuchten Leiche und der Fund von Alien-Technologie im toten Körper führen zu dem Schluss, dass der mutaßliche Täter gleichzeitig auch Opfer eines Außerirdischen gewesen sein könnte. Da die seltsamen Vorkommnisse und Morde auch nach der augenscheinlichen Selbsttötung andauern, ist schnell klar, dass das Torchwood-Team die Gefahr noch lange nicht gebannt hat.
Wer auf ein Feuerwerk aus Humor, Action, Aliens und seltsamer Technologie ganz nach TV-Show-Manier hoffte, der sieht sich schnell enttäuscht, denn dem Roman fehlt es geradezu eklatant an dem "Sense of Wonder" der Torchwood als TV-Serie auszeichnet. Zu viel bleibt bestenfalls vage, was angesichts der Produktionsbedingungen des Buches nicht wunder nimmt. Schließlich musste der Autor eine Geschichte erzählen, deren Hintergründe er einerseits nicht kennen konnte und in der er andererseits auch keine vollendeten Tatsachen schaffen durfte, die im Widerspruch zur späteren Show stehen könnten. Damit wirkt zumindest für Torchwood-Fans Anghelides Story geradezu beliebig selbst in der Ausarbeitung der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander, welche zu keinem Zeitpunkt die Tiefe der Fernseh-Umsetzung erreichen. Dieser nicht vom Autor zu verantwortenden Dürftigkeit im gesamten Unterbau haben wir es unter anderem zu verdanken, dass wir uns mit einem langweiligen und umständlichen Nebenplot rumärgern müssen, in dessen Zentrum Owen Harper und seine Präferenzen für ein MMORPG namens Second Reality – eine Art gepimtes Second Life – stehen, der an Beliebigkeit kaum zu überbieten ist.
Zugegebenermaßen werden Leser, die mit dem Torchwood-Universum wenig oder gar nicht vertraut sind, einiges anders beurteilen und sich möglicherweise sogar am dünnen Plot, an den vergleichsweise blassen Charakteren, dem Mangel an speziellem Serien-Humor sowie dem Fehlen des abgedrehten technischen Backgrounds nicht sonderlich stören. Und möglicherweise sehen diese Leser "Ein anders Leben" sogar als zwar etwas langatmigen, aber unterm Strich dennoch interessanten Mix aus Science Fiction und Mystery, aber als Serien-Fan kann man mit diesem ersten Roman kaum (noch) zufrieden sein, obgleich er stilistisch recht gefällig verfasst ist und zudem ungewöhnliche Wechsel der Erzählperspektiven enthält, die dem Ganzen wenigstens etwas Pep verleihen.
Fazit: Ein bestenfalls durchschnittlicher Franchise-Roman, der zumindest zu diesem späten Veröffentlichungszeitpunkt die Erwartungen der Serien-Fans in Hinblick auf Beziehungs- bzw. Figuren-Dynamik und Torchwood-Flair nicht mehr erfüllen kann, der aber Neulingen durchaus einen Blick wert sein sollte.