Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Auf diesem Roman bin ich im Rahmen meiner Lesetätigkeit für den Deutschen Science Fiction Preis aufmerksam gemacht worden. Ansonsten hätte er sicherlich nicht meine Beachtung gefunden und bisher habe ich außerhalb des DSFP auch noch nirgends einen Hinweis auf diesen Roman gefunden.
Der Untertitel "ein dystopischer roman" beschreibt die nahe Zukunft, in der die Handlung angesiedelt ist, recht gut. Europa wie wir es kennen existiert nicht mehr. Die einzelnen Staatengebilde haben sich aufgelöst, denn Probleme wie Umweltverschmutzung, atomare und chemische Super-GAUs und riesige Völkerwanderungen zerstörten ihren inneren Zusammenhalt .
Die Zivilisation konzentriert sich in einigen Mega-Citys. Städten, die von riesigen Slums umgeben werden, wie man sie heute ansatzweise aus Südamerika her kennt.
In den ersten Kapiteln des Romans werden die unterschiedlichen Handlungsfiguren eingeführt und der Handlungshintergrund aufgebaut. Im Verlaufe des Romans treffen diese dann zusammen und der Autor verknüpft diese geschickt zu einer Story.
Die erinnerte mich stark an die Cyberpunk-Romane amerikanischer Autoren. Auch dort herrschen Wirtschaftsunternehmen, die Staaten wie wir sie kennen sind nur noch hohle Gebilde und die virtuelle Realität ist allgegenwärtig.
Christian Günthers Roman hätte als Novelle durchaus einen Platz in einer Cyberpunk-Anthologie finden können. Die Versatzstücke dieser Richtung der SF finden sich in seinem Werke. Neben den oben beschriebenen Handlungshintergrund ist eine KI zu besiegen, die mittels technischer Manipulationen und kaum vorstellbarer Rechnerleistung die Megapolis Hamburg bedroht. Ein Wirehead, ein mit Hardware aufgemotzter Internetfreak, der mehr in der virtuellen Realität lebt als in der Wirklichkeit, stellt sich der Bedrohung entgegen. Dabei behilflich sind ihm die von Christian Günther zu Beginn eingeführten Figuren.
Der Autor bietet in seinem Werk nicht wirklich etwas neues. So oder so ähnlich wurde die Story vor 15 Jahren zur Glanzzeit des Cyberpunks bereits erzählt. Aber wer von den jüngeren Lesern erinnert sich noch an diese SF-Richtung, die recht schnell wieder abebbte? Weiterhin dürfte der Autor seine Leser nicht vordergründig in der SF-Szene, sondern eher unter den Höhrern von Metall u.ä.. Darauf weisen zumindest die Liedtexte zu Beginn jedes Kapitels hin.
Vom schriftstellerischen her bietet der Autor eine ordentliche Leistung. Die Handlung ist in sich stimmig, die Charaktäre und der Handlungshintergrund stimmig ausgearbeitet und mit Leben gefüllt. Der Spannungsbogen funktioniert und läst dem Leser den Roman nur ungerne aus der Hand legen.
Wer sich für solche SF-Szenarien begeistern kann, dem kann die Lektüre des Romans empfohlen werden.