Titel: Winternacht: Schamanenpfade Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Verlag Droemer Knaur und New Ground Publishing suchen jedes Jahr mit dem "Comicstar Contest" eine begabte Autorin/Zeichnerin im Bereich Manga. Dabei wird sehr viel Wert auf gute Qualität gelegt. 2009 gewann Sarah Wisbar diesen Wettbewerb. Bei Droemer-Knaur erschien nun ihr Debüt "Winternacht" mit dem Untertitel "Schamanenpfade" und bestätigt den Sieg von Sarah Wisbar auf dem 2009er Wettbewerb.
Narai und Arun leben in einem Dorf am Fuße eines Vulkans. Dieser ist der Lebensspender für die hier lebenden Menschen, da Eis und Schnee die Welt beherrschen. Entsetzt müssen die zwei Jugendlichen, denen die erfolgreiche Absolvierung der Prüfung zum Erwachsenenalter noch nicht bestätigt wurde, mit anhören, wie man über ein drohendes Erlöschen des Feuerberges spricht. Falls der Vulkan tatsächlich seine Aktivität einstellen sollte, wäre das das Ende für das Dorf.
Hals über Kopf entschließen sie sich, eine Lösung für das Problem zu suchen, und machen sich auf einen beschwerlichen Weg über das Eismeer. Nach einigen Abenteuern lernen sie die feenartige Ea und ihren Bruder Kashal kennen, die ihnen Hoffnung geben. Jedoch ist diese trügerisch ...
Der Manga, der im Übrigen nicht wie ein traditioneller japanischer Comic aufgebaut ist, sondern sich nach der europäischen Lesestruktur richtet, lebt weniger von der vordergründigen Story, die manchmal etwas aufgebläht wird, um eine gewisse Seitenzahl zu erreichen. Im Wesentlichen dreht sich das Abenteuer von Narai und Arun um das Abenteuer eines jeden Jugendlichen: einen - seinen - Platz im Leben zu finden und einen Sinn in seiner Existenz zu entdecken. Der Übergang vom Kindsein ins Erwachsenenalter wird hier wunderbar dargestellt und Wisbar schafft es auch, dass man sich sehr schnell mit den Figuren identifizieren kann. Die Zeichnungen sind stark europäisiert, nicht so überdreht japanisch gestaltet und sehr detailliert. Sehr schön finde ich, wie Sarah Wisbar es vermag, Gesichtsausdrücke überzeugend darzustellen, mit all ihren Facetten. Heutzutage findet man nur noch selten so viel Sorgfalt in diesem Bereich, entweder sind Gesichter starr wie Masken oder Mimiken werden stark vereinfacht und schnell hingeschludert. Jedoch definitiv nicht hier.
Leider sind nur der Umschlag sowie die in diesem Band abgedruckten Zeichnungen, welche Wisbar für den Wettbewerb einreichte, koloriert. Die schöne Farbgestaltung hätte mir sicherlich über den ganzen Comic hinweg gefallen, lässt sich aber sicherlich auch finanziell nicht so einfach im Druck umsetzen.
Auf alle Fälle habe ich mich sehr gefreut, eine junge Künstlerin mit diesem gelungenen Band kennen zu lernen, von der ich hoffentlich in Zukunft noch mehr lesen werde. Wirklich empfehlenswert!