Reihe: Winterwelt, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Passend zum Titel ist das Cover des Buches winterlich in Weiß und verschiedenen Blautönen gehalten. Einzig das schwarze Pferd sticht daraus hervor. Auf stilisierten weißen Bäumen kann man kleine Elfen, eine blaue Eule und in den Händen einer der Elfen sogar das Buch selbst entdecken. Es ist ein eher einfaches Cover, aber eines, das definitiv zur Geschichte passt.
In einer eisigen Dezembernacht wird aus einer alten Ruine ein prunkvolles Haus – und aus Wanderern altbekannte Nachbarn. In einer ebenso eisigen Nacht führt ihr Vater die junge Arrow fort von eben jenem Haus, in eine Welt, wie sie sie noch nie gesehen hat – und das ist erst der Beginn ihres Abenteuers.
Gekonnt zieht Nicole Stoye den Leser schon mit den ersten Sätzen in ihren Bann und beschwört eine solche Geschichte herauf, wie man sie sonst nur in Märchen erwartet. Mit fliegenden Schneebällen zerstört die junge Arrow schnell das märchenhafte Bild. Wirklich böse sein kann man dem sympathischen Mädchen dafür allerdings nicht – im Gegensatz zu ihren Freunden wurde man aber auch nicht von einem Schneeball getroffen.
Arrow ist es, die die Geschichte zusammenhält, die einzige Konstante in einer sonst ziemlich chaotisch anmutenden Geschichte. Die Welten und Szenerien wechseln stetig – und die Hintergründe werden zunächst nicht einmal angedeutet und dem Leser erst im weiteren Verlauf der Geschichte klar – der rote Faden ist zwar da, wirklich erkennen kann man ihn aber erst am Ende. Das ist zwar durchaus passend für eine Geschichte über Elfen in der Art der Túatha Dé Danann, denen Zeit nichts bedeutet – aber auch durchaus verwirrend für den einen oder anderen Leser. Schon ein paar kleine Andeutungen hätten hier deutlich mehr Licht in die Sache bringen und damit den Lesespaß noch etwas steigern können. Ein weiteres Manko sind die Fehler, die sich in die Geschichte eingeschlichen haben. In der Regel überlese ich diese einfach, hier bin ich einige Male über falsche Zuordnungen oder Rechtschreibfehler gestolpert – ohne die hätte ich die Geschichte sicher noch mehr genießen können.
Nichtsdestotrotz ist die Welt, die Nicole Stoye mit ihrem fast schon poetisch anmutenden Schreibstil zum Leben erweckt, den Leseausflug wert. Die detaillierte Beschreibung sowohl der Umgebung als auch der Figuren zieht den Leser schnell mitten in die Geschichte hinein. An Arrows Seite trifft man auf eine Vielzahl mythischer Wesen wie Satyre, Elfen und Meerjungfrauen, aber auch einen Kelpie, ein junges Einhorn und sogar einen Minotaurus. Und trotz der abstrusen Mischung wirkt dabei keines dieser Wesen auf irgendeine Weise fehl am Platz. Und nach und nach erobern selbst die verschrobensten Wesen auch das Herz des Lesers.
Eben diese Figuren sind es, die dem Buch Leben einhauchen, denn trotz der Abenteuer der jungen Arrow ist es ein eher ruhiges Buch. Es gibt zwar auch spannende und gruselige Stellen, diese werden von Nicole Stoye allerdings so abgemildert, dass Alpträumen auf jeden Fall vorgebeugt wird. Man hat fast das Gefühl, dass der fallende Schnee des ständigen Winters die Geschehnisse dämpft.
“Winterwelt” ist damit vermutlich vor allem eine Geschichte für junge Märchenliebhaber. Ich bin allerdings der Meinung, dass auch ältere Leser diesen Ausflug ins Märchenreich genießen können – mir ist das auf jeden Fall gelungen. “Winterwelt” ist eine schöne Geschichte, um bei Regen (oder auch Schnee) einfach mal die Zeit vergessen zu können. Und zumindest ich bin einen weiteren Ausflug in die “Winterwelt” nicht abgeneigt.