Titel: Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Ted Logan und Bill S. Preston sind zwei typische Jugendliche aus den 1980er Jahren. Ihr Traum ist eine eigene Hard Rock Band, aber dieser Traum droht zu platzen, da Ted in Geschichte durchzufallen droht und sein Vater ihn in diesem Fall auf eine Militär Akademie schicken würde. Was beide nicht wissen: Ihr Musik wird die Welt revolutionieren und alle Menschen werden sich ihrer Maxime verschreiben: „Bunt ist das Dasein und Granatenstark“. Kein Wunder also, dass man in der Zukunft besorgt ist und sich entschließt, beiden mit einer Zeitmaschine zu helfen. Die beiden hirnlosen Teenies haben jedoch mit der Zeitmaschine nichts bessere zu tun, als irgendwelche berühmte Persönlichkeiten aus der Vergangenheit in das spießige Kleinstadtidyll von San Dimas zu holen und dort ein gewaltiges Chaos herauf zu beschwören.
Die Geschichte ist eigentlich vom Aufbau her eine typische High School Komödie aus den 1980ern, die alte Gags recyceln und normalerweise mit 3,5 mäßigen Kalauern auskommen. Dieser Film hier jedoch ist erfrischend anders. Das Drehbuch ist genial, die Umsetzung ebenso und irgendwie funktioniert der Film, von dem man eigentlich einen totalen Rohrkrepierer erwartet hätte. Vielleicht liegt das daran, dass das Thema Zeitreisen nicht ernst genommen wird, vielleicht liegt es an der exzellenten Besetzung der Nebenfiguren – vorrangig die historische Personen. Vielleicht liegt es an dem Fehlen einer Liebesbeziehung oder auch vielleicht an dem Schauspiel von Keanu Reeves und Alex Winter (möglicherweise gab das teilweise unbeholfene Minenspiel der Jungschauspieler dem Film den letzten Kick).
Wie auch immer: Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit funktioniert wunderbar und der Film ist auch heute noch sehr gut anzusehen (was man von den wenigsten Filme der 1980er sagen kann). Besonders gegen Ende hin wird der Film ganz großartig, wenn die Truppe von Zeitreisenden versehentlich auf ein Einkaufszentrum losgelassen wird. Das Ganze endet – wie es sich für einen Streifen dieser Zeit schickt, im örtlichen Polizeirevier. Aber es mach einfach Spaß zu sehen, welche Freude Beethoven an einem modernen Keyboard findet, wie Napoleon im Waterloo Wasserpark seine Leidenschaft für Wasserrutschen entdeckt oder Lincoln sich mit einem Fotografen für historische Spaßfotos anlegt, weil dieser meint, er solle endlich seine Anzug und den falschen Bart zurück geben. Wie bereits erwähnt sind es die Schauspieler dieser Personen, die all diese historischen Personen zum Leben erweckt haben und das wirklich überzeugend darstellen. Es sind aber auch die Eigenschaften der Figuren, die liebevoll in Szene gesetzt werden: Napoleon schummelt beim Bowling, weil er nicht verlieren kann und Siegmund Freud geht mit seiner penetranten Art allen auf den Geist. Daran sieht man aber auch, dass das Drehbuch keineswegs seicht und hirnlos verfasst wurde, wie man annehmen möchte, sondern das deutlich mehr drin steckt und allen Figuren in diesem Film Raum gegeben wird. Ein weiteres Beispiel wäre die Rede von Lincoln im Auditorium der Schule, die er beginnt, wie seine berühmte Gettysburg Rede sowie viele Filmzitate.
Sehr schön ist übrigens auch wie Bill und Ted ihre historischen Persönlichkeiten aus dem örtlich Polizei Revier holen, in dem sie theoretisch überlegen, wie sie in der Zukunft mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit fliegen müssen, um ihre gegenwärtigen Probleme zu lösen. Verwirrt? Keine Sorge, in dem Film wird das ganz klar (wieder ein Punkt, der für das Drehbuch spricht).
Der Film ist einfach Kult und das zu Recht. Die Geschichte ist so gut, dass sich auch nach mehrmaligen Ansehen noch überzeugt und für Lacher sorgt. Sicherlich ist der Erfolg des Film nicht dem jungen Keanu Reeves zu verdanken. Tatsächlich war Alex Winter der deutlich bessere Mime und es ist schon seltsam, dass ausgerechnet der andere mit diesem Film eine Schauspielkarriere starten konnte. Ich kann jedem, der nur etwas Humor hat, empfehlen, sich diese Filmperle der 1980er Jahre anzusehen.
Eines noch zur deutschen Übersetzung: Diese ist etwas trashig. Man hat zum Beispiel den Begriff „dude“, den Bill und Ted sehr häufig benutzen mit „Hoshie“ übersetzt. Richtig wäre „Alter“ gewesen. Auch in anderen Bereichen war man sehr kreativlos und hat das ganz wie jede andere vermeintliche High School Komödie übersetzt. Aber genau das gibt dem Film ein zusätzliches Flair und zum Glück gibt es keine Bestrebungen eine neue Übersetzung anzugehen. 10 von 10 Punkten -> Absoluter Kult