Titel: Doctor Who, Staffel 5, Teil 1 (Fan-Edition) Eine Rezension von Christel Scheja |
Die bekannteste englische Kultserie ist wohl „Doctor Who“. Obwohl sie vordergründig Science Fiction ist. lockt sie doch regelmäßig seit nun fast fünfzig Jahren auf den britischen Inseln die Zuschauer mehrerer Generationen vor den Fernseher.
Denn auf der einen Seite bietet sie leichtgängige wie skurrile Familienunterhaltung mit abgedrehten Figuren und dem typisch britischen Humor, auf der anderen Seite hält sie auch liebgewonnenen Traditionen und Vorurteilen in der Gesellschaft den Spiegel vor und nimmt nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund.
Eigentlich war das Serienkonzept Anfang des Jahrtausends schon fast in der Mottenkiste verschwunden, da entschied man sich, sie doch wieder neu zu beleben und sich in Machart und Erzählstil ein wenig mehr an den modernen Serien zu orientieren, ohne jedoch die Elemente zu verleugnen, welche die Serie so besonders machten. So gibt es seit 2005 die neue „Doctor Who“-Serie.
Zwar liefen die ersten zwei Staffeln auch hierzulande im Fernsehen, Pro 7 setzte die Serie dann aber wegen schlechter Zuschauerzahlen ab. Erst jetzt wagt ein Bezahlsender einen Neuanfang, wenn auch nicht mit dem Anfang, sondern eher mit der jüngsten Inkarnation des Doctors durch Matt Smith.
Wieder haben die Umstände den Doctor dazu gezwungen, eine neue Gestalt anzunehmen. Dazu kommen Schwierigkeiten mit der Tardis, so dass er gar nicht merkt, dass er durch die Zeit springt und dabei das Leben von Amy Pond gehörig durcheinander bringt, die ihn als kleines Mädchen kennen lernt und so akzeptiert wie er ist, verspricht er ihr doch, den Riss in der Wand zu kitten, der allerdings nicht physischer Natur ist.
Allerdings kommt er erst anderthalb Jahrzehnte später dazu, sein Versprechen einzulösen. Denn der Riss in der Raumzeit ist größer geworden und hat es dem gefährlichen Gefangenen eines intergalaktischen Gefängnisses erlaubt, zu entkommen. Seine Wärter haben die Spur aufgenommen und bedrohen nun die Erde. Dem Doktor bleiben nur zwanzig Minuten Zeit, um die Welt wieder einmal vor der Zerstörung zu retten.
Als Dank für ihre Hilfe bietet er Amy an, mit ihm auf Reisen durch Raum und Zeit zu gehen, ohne zu ahnen, dass die junge Frau eigentlich heiraten will. Doch es scheint, als sei ihre Abenteuerlust erwacht. So begleitet sie ihn auf ein Generationenschiff, auf das sich die letzten Überlebenden der Britischen Insel gerettet haben und wird zum moralischen Gewissen. Später gesteht sie ihm auch, dass sie eigentlich wieder nach Hause zurück will, mit dem Ergebnis, dass nun auch Rory, ihr Verlobter, mit auf die Tardis kommt.
In einem anderen Abenteuer muss der Doctor erkennen, dass die Daleks nicht so ausgelöscht sind, wie er sich erhofft hat, und durch den Hilferuf von Dr. River Song werden Amy und er erstmals mit einer Gefahr konfrontiert, die durchaus auch für ihn eine Bedrohung ist – die „Weinenden Engel“ werden aus ihrem Gefängnis befreit und sie sind vielleicht die wichtigsten Wegbereiter der „Großen Stille“.
Allerdings scheint auch River Song ihre Geheimnisse zu haben – denn sie kennt die Tardis fast schon besser als der Doctor selbst.
Ein Vorteil ist es, dass der Timelord von Galifrey nicht an ein Gesicht und eine feste Gestalt gebunden ist. So kann jeder Schauspieler dem Doctor seine ganz eigene Note verleihen, und wenn die Autoren es darauf anlegen, kann die Geschichte auch einen völligen Neustart nehmen. Das ist mit der fünften Staffel von „Dr. Who“ tatsächlich geschehen.
Mit Matt Smith taucht nicht nur ein neuer Doctor auf, auch sein Universum hat sich wieder einmal verändert, so dass ein Neueinstieg problemlos für jeden Zuschauer ist, der sich auf die verrückte Welt des Whouniversums einlassen will, in dem alles möglich ist.
Natürlich kommen auch die altgedienten Fans nicht zu kurz. So gibt es ein Wiedersehen mit den Daleks – eine Hommage an ganz alte Folgen und eine Veränderung, die vermutlich irgendwann einmal wieder zum Tragen kommen wird.
Wer neu mit dabei ist, bekommt durch die einführende erste Folge und das informative Booklet einen guten Einblick und kann die folgenden Geschichten ohne Einschränkungen genießen.
Obwohl die Serie Familienunterhaltung ist, hat es gerade der Zweiteiler um die „Weinenden Engel“ in sich und gehört mit zum grusligsten, was „Doctor Who“ bisher zu bieten hat. Hier spielen die Macher geschickt mit Urängsten, die viele schon als Kinder haben und nicht unbedingt im Erwachsenenalter ablegen.
Der Humor ist sicherlich nicht die Sache jeden Zuschauers – manchmal gleitet die Geschichte doch sehr in Albernheiten ab, die vor allem Kinder amüsieren dürften – dann wieder werden typisch britische Verhaltensweisen und gesellschaftliche Normen aufs Korn genommen, die man hierzulande nicht auf Anhieb versteht. Wer sich aber auf die schrägen Scherze einlassen kann, die die Episoden immer wieder auflockern, der kann insgesamt eine gute Mischung genießen. Denn die Serie scheut sich nicht – wild drauflos zu fabulieren, die Abenteuerlust der Kinderzeit zu wecken – gleichzeitig macht sie sich aber auch sehr satirisch über manche menschliche Eigenheit lustig oder arbeitet mit versteckten Hinweisen. So ist keine der Folgen langweilig – man merkt nicht einmal, dass die Stunde vergeht, da man die wirklich vorhersehen kann, was als nächstes passiert.
Die Ausstattung kann sich auch sehen lassen. Zu den sieben Folgen, die die erste Hälfte der fünften Staffel darstellen gibt es jeweils ein Making-of, die sogenannten „Confidentials“, dazu kommen gelöschte Szenen und mehr. Auch das Booklet ist schön gestaltet und erinnert daran, wie alt die Serie inzwischen eigentlich ist. Bild und Ton sind wie immer auf der Höhe der Zeit und können sich sehen lassen.
Auch wenn es befremdlich erscheint, dass nun erst einmal die fünfte Staffel der Serie „Doctor Who“ erscheint, anstatt Staffel drei und vier nachzulegen, so ist es doch kein Fehler. Der Einstieg wird auch unbelesenen Zuschauern leicht gemacht und die Serie beweist recht schnell, warum sie auf den britischen Inseln Kultstatus erlangt hat.
Genrefans werden jedenfalls ihren Spaß an dem frechen Umgang mit der Science Fiction haben und sich köstlich über die verrückten Ideen und dem respektlosen Spiel mit futuristischen Elementen amüsieren können. Nur sollte man dabei auch offen genug für den manchmal sehr ungewohnt kindlichen Humor der Serie sein.