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Reihe: Star Trek Eine Rezension von Christel Scheja |
Es ist nicht zu leugnen, dass „Star Trek“ ein Teil der populären Kultur ist, den die meisten Menschen der westlichen Welt zumindest dem Namen nach kennen. Seit fast fünfzig Jahren und gut drei Generationen begleiten Zuschauer die Crew der „U.S.S. Enterprise“ bei ihren Abenteuern durch die Galaxis, auch wenn es im Serienuniversum nach dem Misserfolg von „Star Trek: Nemesis“ und „Star Trek: Enterprise“ seit 2004 ruhig geworden ist.
Allerdings blieb das nicht sehr lange so, denn J. J. Abrams wagte mit dem elften Kinofilm, der einfach nur den Namen „Star Trek“ erhielt einen Reboot des Universums, wechselte damit in eine neue Realität über, in der Kirk und Spock noch jung waren und erst zusammenfinden mussten. Zudem veränderte ein, aus der Zukunft stammender, Romulaner namens Nero die Gegenwart nachhaltig und machte so alles möglich und eröffnete neue Chancen. Viele altgediente Fans taten sich allerdings mit den neuen Schauspielern und vor allem der Zerstörung des Planeten Vulkan schwer und lehnten den Film ab.
Das tat dem kommerziellen Erfolg keinen Abbruch, so dass schon bald an einer Fortsetzung gearbeitet wurde. „Star Trek: Into Darkness“ kommt nun, vier Jahre nach „Star Trek“ in die deutschen Kinos.
Seit einigen Monaten ist James T. Kirk nun schon Captain der Enterprise. Bei einer Mission auf dem Planeten Nibiru laufen allerdings ein paar Dinge schief und zwingen ihn zu überstürztem Handeln. Die Verletzung der obersten Direktive kostet Kirk deshalb das Kommando über sein Schiff. Auf der Sternenflottenakademie soll er sich erst einmal wieder der Bedeutung von Verantwortung gegenüber den Prinzipien der Förderation und seiner Crew bewusst werden.
Doch auch auf der Erde gehen beunruhigende Dinge vor sich. Vice-Admiral Pine nimmt Kirk und Spock zu einem Krisentreffen der Sternenflotten-Führung unter Leitung von Admiral Marcus mit. Dort erfahren sie, das ein für die Öffentlichkeit zugängliches Archiv in London zerstört wurde. Verantwortlich für den Bombenanschlag zeichnet sich ein Mann, der bis vor kurzem selbst ein hochrangiger Offizier der Sternenflotte war: Commander John Harrison.
Kirk ahnt Schlimmes, da für ihn einige Dinge nicht so recht zusammen passen und soll - schneller als ihm selbst lieb ist – Recht behalten...
Damit beginnt eine Menschenjagd, die quer durch die Galaxie führt und nicht nur Kirk und Spock, sondern auch den Rest der Crew auf eine harte Bewährungsprobe stellen wird.
Denn im Verlauf der Mission werden mehr als einmal Loyalität, Glaube und Vertrauen in Frage gestellt, müssen gesunder Menschenverstand und Regeltreue auf die Goldwaage gelegt und ungewöhnliche Allianzen geschlossen werden, denn schon bald ist nichts mehr, wie es einmal war, da die unangenehme Wahrheit ans Licht kommt...
Man merkt, dass Cast und Crew im zweiten Film in ihrem neuen Universum angekommen sind. Diente „Star Trek“ noch dazu, die neue Realität einzuführen und die altbekannten Figuren neu zu gestalten, kann deren Geschichte nun konsequent weitergeführt werden und das Augenmerk auf andere Dinge gelegt werden.
Tatsächlich ist „Star Trek: Into Darkness“ eine weitere Bewährungsprobe, um die Crew enger zusammenzuführen. Nicht nur Kirk und Spock erkennen dadurch, wie hoch die Verantwortung ist, die sie füreinander und die anderen Crewmitglieder tragen.
Vor allem James T. Kirk muss einiges über sich und seine Aufgabe lernen und mehrfach schwere oder bittere Entscheidungen treffen. Dennoch verkommt der Film nicht zur Kirk-One-Man-Show, eher im Gegenteil. Jeder aus dem Cast hat seine Aufgabe angefangen damit, unangenehme Wahrheiten auszusprechen oder moralische Instanz zu sein bis hin zu spannenden Actionmomenten, in denen sie sich auch im Kampf beweisen müssen.
Positiv fällt dabei auf, dass die Schauspieler in ihre Rollen hineingewachsen sind. Besonders deutlich wird das bei den beiden zentralen Charakteren - Kirk und Spock, verkörpert von Chris Pine und Zachary Quinto. Sie schaffen es, die Figuren einerseits nah an die Standards heranzuführen, die Shatner und Nimoy gesetzt haben, ihnen aber auch ganz eigene Facetten zu verleihen. Aber auch Scotty, Bones/Pille und vor allem Uhura dürfen beweisen, dass sie nicht nur schmückendes Beiwerk sind.
Dazu kommt ein Gegenspieler, der weitaus mehr Eindruck hinterlässt als der eher blasse und auf wenige Züge reduzierte Romulaner Nero aus dem ersten Film. Benedict Cumberbatch verkörpert den geheimnisvollen John Harrison mit einer beängstigenden Intensität, ist charismatisch und beängstigend zugleich, bleibt dabei lange undurchschaubar. Man kann die Motive und Gründe für Harrisons Taten sehr gut verstehen – gleichzeitig ist einem aber auch mulmig zumute, wenn man ihm genauer in die Augen blickt. Messerscharf seziert er die Schwächen der anderen und offenbart doch zugleich seine eigenen.
Die erstaunlich facettenreichen Figuren sind in eine actionreiche Geschichte voller Wendungen eingebettet, die nicht nur aus einer Aneinanderreihung von Verfolgungsjagden, Zweikämpfen und Weltraumschlachten besteht. Denn auch Geheimnisse kommen immer wieder ans Licht und sorgen unvermittelt für überraschende Wendungen, Beziehungen zwischen den Helden werden weitergesponnen oder verändert und nicht zuletzt lockern humorvolle und emotionale Momente die Handlung auf und laden zu kurzem Luftholen ein.
Zwar mag die Geschichte bei genauerem Hinsehen nicht gerade in die Tiefe gehen und so manches Klischee bedienen, aber sie spricht durchaus zeitgemäße Themen an, bereitet diese angemessen auf - und ist vor allem richtig getaktet. Die Spannungskurve bleibt so auf einem hohen Niveau.
Garniert mit den hochwertigen Spezialeffekten von ILM, bekommt man so eine unterhaltsame, abwechslungsreiche Story mit vielen Schaueffekten geboten, die auf der Höhe der Zeit sind und in 3D natürlich besonders gut wirken.
Auch dieser Film ist so konzipiert, dass man kein Vorwissen braucht, um die Handlung zu verstehen. Dennoch werden altgediente Fans, die dem Reboot offen gegenüber stehen, so manche nette kleine Anspielung oder gar Dialogzitate aus den früheren Filmen und Serien entdecken.
Fazit
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„Star Trek: Into Darkness“ ist spannendes Sci-Fi-Unterhaltungskino mit allem was dazu gehört – actionreichen Schauwerten, emotionalen Momenten und einer wendungsreichen Geschichte und einem stellenweise beängstigend charismatischen Gegenspieler, der die Crew der „Enterprise“ bis an ihre körperlichen und seelischen Grenzen herausfordert.
Der Film gehört zudem zu den selten Exemplaren, die als zweiter Teil einer Reihe noch einmal punkten können, weil sie den Vorgänger einfach übertreffen – sei es nun bei der Gestaltung der Figuren und des Hintergrundes oder in der Geschichte selbst.
Es lohnt sich also einen Blick zu riskieren – die gut zwei Stunden im Kino sind keine vergeudete Lebenszeit, wenn man einfach einmal die Sorgen des Alltags hinter sich lassen will.