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Eine Besprechung / Rezension von Noelle |
Christoph Marzi hat sich im Bereich Fantasy einen Namen gemacht. Umso erstaunlicher ist, dass „Die wundersame Geschichte der Faye Archer“ auf den ersten Blick nichts mit Fantasy zu tun hat.
Faye Archer ist 26 Jahre alt, macht gerne Musik und arbeitet in einer kleinen Buchhandlung. Eines Tages taucht Alex Hobden in der Buchhandlung auf und kauft ein Exemplar von „Frühstück bei Tiffany“. Faye befindet sich in einem Hinterzimmer und sieht Alex somit nicht, sondern hört, wie er mit ihrem Chef spricht und dabei den beeindruckenden Satz sagt: „Manche Geschichten sind wie Melodien“. Was nicht ungewöhnlich erscheint, nimmt eine folgenreiche Wendung, als Faye bemerkt, dass Alex sein Skizzenbuch im Laden vergessen hat. Sie sucht ihn bei Facebook und wird auch fündig. Kurzerhand schreibt Faye Alex an und es entwickelt sich ein Gespräch, das nach und nach immer privater wird. Faye erhofft sich Alex noch einmal zu treffen, wenn er sein Skizzenbuch abholt, aber sie beide verpassen sich, doch der Kontakt über das Internet bleibt weiterhin bestehen. Langsam ergeben sich aber Widersprüche, die Faye stutzig machen...
Faye ist eine Figur, die dem Leser schnell sympathisch ist. Sie ist relativ unbedarft und gerät durch einen Zufall an einen Mann, mit dem sie per Internet Kontakt aufnimmt. So weit so realistisch – schließlich gibt es genügend Fälle, wo tatsächlich Beziehungen oder zumindest Romanzen durch das Internet entstanden sind. Doch dann wird aus der anfänglich romantischen Liebesgeschichte, eine Art „Light-Thriller“. Weder Faye noch der Leser können sich das merkwürdige Verhalten von Alex erklären und langsam stellen sich Zweifel ein, was seine Glaubwürdigkeit betrifft.
Leider weist der Mittelteil des Buches markante Längen auf, die weder für die Stimmung noch für den weiteren Verlauf der Handlung nötig gewesen wären. Nicht zu vergessen seien die restlichen Charaktere neben Faye, die nie an Tiefe gewinnen.
Am ärgerlichsten ist meiner Meinung nach das Ende. Es ist unglaubwürdig und hat mich als Leser verwirrt zurückgelassen. Der plötzliche Wandel einer bestimmten Figur, auf die ich an dieser Stelle jedoch nicht näher eingehen möchte, wirkt konstruiert und sorgte bei mir dafür, dass ich mich sogar ein bisschen geärgert habe. Was auf den ersten Seiten noch romantisch und verträumt erschien, wird auf den letzten Seiten komplett zunichtegemacht. Es scheint, als fühlte sich Christoph Marzi verpflichtet in diese realistische Geschichte ein phantastisches Element einzubauen, das sich jedoch ganz und gar nicht in den Rest der Handlung einfügt, sondern einen Störfaktor darstellt.
Besonders positiv ist der Sprachstil von Christoph Marzi hervorzuheben. Poetisch schafft er es, eine dichte Atmosphäre zu erschaffen. Ich hatte regelrecht das Gefühl an Fayes Seite durch die herbstliche Stadt zu streifen. Es ist somit ein richtiges „Herbst-Buch“, sofern man die negativen Kritikpunkte der Geschichte außen vor lässt.
Fazit: Eine Geschichte, die anfangs fasziniert, aber später aufgrund merkwürdiger Wendungen und unnötigen Längen ihren Reiz verliert. Lediglich die sympathische Figur Faye und Marzis poetische Sprache sind positiv hervorzuheben und ein Grund dieses Buch zu lesen.